Eine
weitere Bankenrettung. Diesmal in Spanien. Wer hätte es gedacht? Die ganze
Geschichte beginnt wie eine Comedy-Routine, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Another Bank Bailout“) am Montag in NY Times.
Die
Wirtschaft rutscht ab. Die Arbeitslosigkeit steigt kräftig. Die Banken geraten
in Schwierigkeiten. Die Regierungen eilen zu Hilfe. Aber es sind irgendwie
immer nur die Banken, die gerettet werden, nicht die Arbeitslosen, hebt der Träger
des Wirtschaftsnobelpreises hervor.
Um
es klarzustellen: die spanischen Banken benötigen in der Tat ein Rettungspaket
(bailout). Was jedoch auffällt, ist,
dass die EU-Politiker, selbst wenn sie sich zusammensetzen, um die Rettung zu
organisieren, mit Nachdruck signalisieren, dass sie keine Absicht hegen, die
Wirtschaftspolitik zu ändern, welche für ein fast Viertel der spanischen
Arbeiter (und mehr als die Hälfte der jungen Menschen), die arbeitslos geworden
sind, verantwortlich ist.
Vor
allem hat sich die EZB vergangene Woche geweigert, die Zinsen zu senken. Diese
Entscheidung wurde allgemeinen erwartet. Das darf aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass es ziemlich bizarr war. Die Arbeitslosigkeit im Euroraum ist
rapide gestiegen. Und alle Indikatoren deuten darauf hin, dass der Kontinent in
eine neue Rezession gerät. Unterdessen schwächt sich die Inflation ab und die
Inflationserwartungen im Markt bilden sich stark zurück. Gemessen an üblichen
Regeln der Geldpolitik erfordert die Situation aggressive Zinssenkungen. Aber
die EZB bewegt sich nicht.
Und
nicht einmal die wachsende Gefahr einer Euro-Auflösung wird mitberücksichtigt.
Setzt
man alles zusammen, bekommt man ein Bild von einer Politik der europäischen Elite,
die bereit ist, in Aktion zu treten, um die Banken zu retten, aber ansonsten
völlig unwillig ist, zuzugeben, dass die Politik versagt hat, den Menschen zu
helfen, wofür die Wirtschaft eigentlich da ist.
Wie
sieht es in Amerika aus? Die kurzfristigen Aussichten in Amerika sind nicht
ganz so dramatisch wie die in Europa. Aber die Fed geht nach eigenen Prognosen
von einer niedrigen Inflation und sehr hoher Arbeitslosigkeit in den kommenden
Jahren aus. Es sind m.a.W. genau die Bedingungen, unter denen die Fed in der
Tat Massnahmen treffen müsste, um die Wirtschaft anzukurbeln. Aber die Fed
bewegt sich auch nicht, erläutert Krugman.
Was
besagt aber diese transatlantische Lähmung im Angesicht der anhaltenden
menschlichen und wirtschaftlichen Katastrophe? Die Politik ist sicherlich ein
Teil davon, was immer auch die Politiker sagen mögen, die Fed-Vertreter werden
eindeutig durch Warnungen eingeschüchtert, dass jede expansive Geldpolitik als
Rettung von Präsident Obama angesehen werde. Das ist auch eine Mentalität, die
das ökonomische Leid irgendwie als Erlösung betrachtet. Eine Mentalität, die
von einem britischen Journalisten einst als „sado-monetarism“ bezeichnet wurde.
Unabhängig
von den tiefen Wurzeln dieser Lähmung wird es immer deutlicher, dass es eine
blanke Katastrophe bedeutet, um eine reale wirtschaftspolitische Massnahme, die
über Bankenrettungen hinausgeht, zu bekommen. Aber man muss nicht verzweifeln:
wenn die Dinge v.a. in Europa so verlaufen wie bisher, dürfte die völlige
Katastrophe gleich verschwinden, fasst Krugman bissig zusammen.
1 Kommentar:
The same procedure as last year, Miss Sophie?
The same procedure as every year, James.
aus Dinner for One
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.
von Einstein
In 100 Jahren werden die Studenten der Volkswirtschaft nur verständnislos den Kopf über die Ökonomie und die Entscheidungen am Anfang des 21. Jahrhunderts schütteln. Die heutigen Zeiten sind aber ein guter Zugang, um bei uns Verständnis für die Große Depression und ihre Mechanismen zu entwickeln. ;)
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