Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit dem aktuellen Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
(BIS), wo die „Grenzen der Geldpolitik“ hervorgehoben wird.
Die BIS hat sich längst des Liquidationism (mehr dazu hier) angenommen, unterstreicht Krugman. Was der Träger des
Wirtschaftsnobelpreises damit meint, ist die Idee, dass das Leiden gut für uns
ist und dass der Versuch, den Schmerz zu mildern, irgendwie eine schlechte
Sache wäre. Nun versucht die BIS in ihrem Annual Bericht, das Nichts-Tun mit zusätzlichen Argumenten zu unterstützen.
Die BIS befürwortet m.a.W. eine ununterscheidbare
Position von Schumpeter in den 1930er Jahren, d.h. gegen jede monetäre
Lockerung, weil sie die Depression unterbinden würde.
Krugman deutet darauf hin, wie die verschiedenen
gängigen Meinungen (d.h. die Begeisterung für die Austerität) auf ein Beharren
hinauslaufen, dass wir uns weigern, etwas zu unternehmen, was helfen würde,
eine anhaltende Depression zu vermeiden.
Um die Geschichte, die hinter der Krise steckt, deutlicher
aufzuzeigen, bietet Krugman seine bekannte einfache Geschichte von Sam und Janet an: Es gibt zu jedem Zeitpunkt einige Menschen, die zu
aktuellen Zinssätzen Kredit aufnehmen würden, aber wegen Normen darüber, wie
viel Schulden „zu viel“ sind, eingeschränkt sind. Wenn diese Normen gelockert
würden, würden sie mehr Kredit aufnehmen, was tatsächlich zwischen 1980 und
2007 passiert ist, erklärt Krugman, als die Deregulierung, Finanzinnovationen,
die niemand verstand, und die allgemeine Selbstzufriedenheit zu einer breiten
Bereitschaft führten, eine höhere Hebelwirkung (leverage) zu akzeptieren.
Wenn einige Menschen Kredit aufnehmen, müssen
andere Menschen Kredit vergeben. Was bewegt die Kreditvergabe? Höhere
Realzinsen, welche „geduldige“ Wirtschaftssubjekte ermutigen, weniger
auszugeben als ihr Einkommen, während die ungeduldigen mehr ausgeben.
Das ist, was geschieht, wenn eine Volkswirtschaft
sich für eine erhöhte Hebelwirkung engagiert. Dann passiert etwas, was die
Menschen an die Risiken von Schulden erinnert, und der Schuldenabbau (deleveraging) beginnt.
Man könnte denken, dass der Prozess symmetrisch
wäre: Schuldner zahlen ihre Schulden ab, während Gläubiger sich dementsprechend
dadurch veranlasst sehen, wegen der niedrigen Realzinsen mehr auszugeben. Und
es wäre symmetrisch, wenn der Schock klein genug wäre, erklärt Krugman. Aber
der Schuldenabbau-Schock war in der Tat so gross, dass wir auf der Nullzinsgrenze
gelandet sind. Und die Zinsen können nicht tief genug fallen. Die geplanten
Ersparnisse übersteigen fortdauernd die geplanten Investitionen, was nichts
anderes als eine anhaltend unzureichende Nachfrage darsellt, was wiederum eine
Depression bedeutet.
Das ist laut Krugman im fundamentalen Sinne ein
Marktversagen: es gibt einen Preismechanismus, den Realzins, welcher wegen der
Nullzinsgrenze seine Arbeit unter bestimmten Umständen nicht machen kann,
nämlich unter Umständen, denen wir heute gegenüberstehen.
Was ist zu tun? Eine Antwort ist Fiskalpolitik, argumentiert Krugman.
Der Staat soll vorübergehend ein Haushaltsdefizit fahren, welches gross genug
ist, um mehr oder weniger Vollbeschäftigung aufrechtzuerhalten, während der
private Sektor seine Bilanzen in Ordnung bringt.
Die andere Antwort ist unkonventionelle Geldpolitik, um das Problem um die Nullzinsgrenze
zu umgehen: vielleicht Ankäufe von Vermögenswerten. Aber die offensichtliche
Antwort ist, zu versuchen, Inflationserwartungen zu erhöhen, sodass die
Realzinsen sinken, legt Krugman dar.
Was sagen aber die Very Serious People (VSP):
wir müssen Austerität haben, nicht Stimulus, weil Verschuldung schlecht ist.
Wir brauchen keine unkonventionelle Geldpolitik, weil sie „Kreditwürdigkeit“ in
Frage stellt, obwohl es eigentlich nicht
ganz klar ist, was damit gemeint ist.
Das heisst, dass wir nichts zu unternehmen
brauchen, um das schreckliche Marktversagen zu reparieren und wir lassen zu,
dass die Arbeitslosigkeit eitert.
Das ist furchteinflössend.
Warum ist aber die Austerian Doktrin so attraktiv für die Very Serious People?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen