Donnerstag, 28. Juni 2012

Wann werden Grossbanken aufgespalten?


Vor 17 Jahren hatte der Fondsmanager Michael F. Price die Fusion zwischen Chase Manhattan Corp und Chemical Banking Corp angespornt und damit die grösste US-Bank geschaffen, was den Grundstein für JPMorgan Chase legte.

Heute sagt er, dass es Zeit ist, die Bank aufzubrechen, wie Christine Harper in einem lesenswerten Bericht („Breaking Up Big Banks Hard To Do As Market Forces Fail“) in Bloomberg schreibt.

Die fünf von 6 grössten US-Bank-Aktien (JPMorgan, Bank of Amerikca, Citigroup, Goldman Sachs und Morgan Stanley) schmachten um oder unterhalb des Tangible Book Value. Das  heisst, dass die Stücke mehr Wert sind als das Ganze.

Tangible Book Value ist ein Verfahren zur Bewertung eines Unternehmens auf einer pro-Aktie-Basis durch die Messung des Eigenkapitals nach Abzug von immateriellen Vermögenswerten.

Politiker und Aufsichtsbehörden haben die Aufrufe von einigen Investoren, die Konglomerate aufzubrechen, einfach ignoriert. Sanford „Sandy“ Weill, der ehemalige CEO von Citigroup und Ken Lewis, der ehemalige CEO von Bank of America zählen zu denjenigen, die für die Aufspaltung von Grossbanken plädieren.

JPMorgan und Citigroup wären mehr Wert, wenn sie aufgebrochen würden, erzählte David Trone kürzlich in einem Interview mit dem Bloomberg TV. „Das Universalbank Modell ist dahin“, legte der Analyst bei JPM Securities in New York dar. Es gibt kaum Anzeichen, dass die Marktkräfte die Universalbank-Strategie ändern, ergänzt Harper.

Einige Banken sind seit der Finanzkrise grösser geworden. Die Fed, das US-Finanzministerium und die anderen Aufsichtsbehörden  haben die Übernahme von Bear Stearns und Washington Mutual durch JPMorgan unterstützt, genauso wie die Übernahme von Countrywide Financial Corp and Merrill Lynch durch die Bank of America. JPMorgans Bilanzsumme hat seit Ende 2007 um 49% auf 2‘300 Mrd. $ zugenommen. Bank of America’s Vermögen ist in der selben Zeitperiode um 27% auf 2‘180 Mrd. $ gestiegen.

Die Bilanzsumme (1‘940 Mrd. $) von Citigroup, der drittgrössten US-Bank nach Vermögenswerten nach JPMorgan und Bank of America ist hingegen seit Ende 2007 um 11% abgenommen. Keine andere Bank hat in den USA während der Finanzkrise soviele staatliche Unterstützung genossen wie die Citigroup.

Nach der Finanzkrise haben die politischen Entscheidungsträger begonnen, eine Aufspaltung von too-big-to-fail-Banken aufzufordern, wie z.B. John Reed, der ehemalige co-CEO von Citigroup, US-Senator Sherrod Brown, Thomas Hoenig, der ehemaliger Fed-Präsident von Kansas City und Richard Fisher, der Fed-Präsident von Dallas. Auch Philip J. Purcell, der ehemalige CEO (2005) von Morgan Stanley vertritt die Ansicht, dass ein Aufbrechen der Banken für die Aktionäre besser wäre.

Es gibt einige Juristen, die gestützt auf die statistischen Daten darauf hinweisen, dass die Banken-Konglomerate wie damals im Fall von Standard Oil als „anti-kompetitives Oligopol“ zu betrachten sind.

Bank of America wird heute bei etwa 60% seines Tangible Book Value (des materiellen Buchwertes) gehandelt, während die Quote bei Citigroup 52% beträgt. Der Tangible Book Value gilt als die beste Schätzung dafür, was die Aktionäre bekommen würden, wenn alle Aktiva der Bank verkauft und alle Schulden getilgt würden. JPMorgan wird etwa zu Tangible Book Value gehandelt, trotz des Rekordgewinns von 2011. Wells Fargo, die kleiner ist und sich mehr an US-Konkurrenten orientiert, wird hingegen zum 1,72-fachen des Tangible Book Value gehandelt.

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