Montag, 18. Juni 2012

Griechenland und Euro-Blase


Seit es in Griechenland abwärts geht, hören wir eine Menge darüber, was mit Griechen alles nicht stimmt, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Greece as Victim“) am Montag in NY Times.

Ja, es gibt grosse Versäumnisse in der griechischen Wirtschaft. Es betrifft die Politik und ohne Zweifel die Gesellschaft. Aber all diese Versäumnisse sind nicht durch die Krise verursacht worden, dass Griechenland auseinanderfällt und sich in ganz Europa zu verbreiten droht, beschreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).

Nein, die Ursprünge dieser Katastrophe liegen weiter nördlich, in Brüssel, Frankfurt und Berlin, wo die Beamte ein tiefes und vielleicht fatales, fehlerhaftes Geldsystem geschaffen und dann die Probleme dieses Systems durch eine moralisierende Analyse verschärft haben. Und die Lösung für die Krise, wenn es eine gibt, von der gleichen Stelle kommen muss, argumentiert Krugman.

Wie hat Griechenland aber so viel Ärger bekommen? Schuld ist Euro. Griechenland hat dem Euro beigetreten und es ist eine schreckliche Sache passiert: Leute begannen zu glauben, dass es ein sicherer Ort wäre, zu investieren: ausländisches Geld ist nach Griechenland zugeflossen. Um sicher zu sein: Die Griechen haben viel davon vergeudet, wenn auch nicht das ganze Geld. Dann wurden aber alle von der Euro-Blase erwischt.

Und dann ist die Blase geplatzt, wo die grundlegenden Mängel des gesamten Euro-Systems allzu deutlich zum Vorschein kamen.

Man solle sich also fragen, so Krugman, warum der Dollar-Raum, bekannt als die USA, mehr oder weniger funktioniert, ohne die Art von schweren regionalen Krisen zu erleben, die Europa jetzt erleidet? Die Antwort ist, dass wir eine starke Zentralregierung haben und die Aktivitäten dieser Regierung in der Tat automatische Rettungsaktionen für die Bundesstaaten bereitstellen, die in Schwierigkeiten geraten, hebt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Nehmen wir zum Beispiel Florida, was jetzt passieren würde, im Sog der riesigen Blase am Immobilienmarkt, wenn der Bundesstaat plötzlich das Geld für die Social Security und Medicare aus eigenen abnehmenden Einnahmen aufbringen müsste. Zum Glück übernimmt nicht Tallahassee, sondern Washington die Rechnung für Florida, was bedeutet, dass Florida in der Tat eine Rettungsmassnahme bekommt, und zwar in dem Ausmass, wovon kein europäisches Land träumen kann, legt Krugman dar.

Griechenland ist also, obwohl nicht ohne Sünde, hauptsächlich in Schwierigkeiten geraten, dank der Arroganz der europäischen Beamten, meist aus reichen Ländern, die von sich selbst überzeugt sind, dass sie dafür sorgen können, dass eine Gemeinschaftswährung ohne eine Gemeinschaftsregierung funktioniert. Und dieselben Beamten verschlimmert die Situation, indem sie darauf bestehen, dass alle Schwierigkeiten durch die verantwortungslose Politik in Südeuropa verursacht werden. Und alles sonst funktionieren würde, wenn die Menschen bereit wären, etwas mehr zu leiden.

Der einzige Weg, wie der Euro gerettet werden kann, ist, wenn die Deutschen und die EZB realisieren, dass sie diejenigen sind, die ihr Verhalten ändern müssen: sie müssen mehr ausgeben und ein höheres Inflationsziel akzeptieren. Wenn nicht, dann dürfte Griechenland in der Geschichte als das Opfer der Selbstüberschätzung der anderen Leute untergehen.

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