Mittwoch, 13. Juni 2012

Geldvermögen im Sog der Finanzkrise


Nick Rowe erinnert uns immer wieder daran, dass das Geld der einzige Vermögenswert auf jedem Markt ist. Wenn das Angebot oder die Nachfrage für/nach diesem einen Vermögenswert unterbrochen wird, wird dann jeder Markt davon betroffen.

Dieser Gedankengang impliziert, dass das monetäre Ungleichgewicht für die Entstehung des allgemeinen Überangebots entscheidend ist, bemerkt David Beckworth in seinem Blog.

Die Krise hat diese Auffassung verstärkt. Aber sie zeigt auch auf, was es bedeutet. Nämlich: was als Geld verwendet wird, ist heute viel breiter als die Standardmesswerte des Geldes. Die weitverbreitete Geldmenge M2 ist z.B. auf Bargeld und Einlagen limitiert, die von privaten Haushalten und kleinen Unternehmen eingesetzt werden, erklärt der an der Texas State University, San Marcos lehrende Wirtschaftsprofessor.

Institutionelle Investoren brauchen auch Vermögenswerte, welche Transaktionen erleichtern. Aber die Vermögenswerte in M2 sind für sie unzureichend, was die Grösse und Umfang ihrer Transaktionen betrifft. Folglich haben institutionelle Investoren Möglichkeiten gefunden, Vermögenswerte wie US-Staatsanleihen, Commercial Papers, Repos, GSEs und andere sichere Anlagen als Geld funktionieren zu lassen.

Diese institutionellen Money Assets sollen daher laut Beckworth auch als Teil der Geldmenge betrachtet werden. Wenn man das Geschehen aus dieser Perspektive beobachtet, dann ist die Geldmenge während der Krise zurückgegangen, sowohl in den USA als auch in der Eurozone. Es ist daher keine Überraschung, dass beide Regionen im Abschwung stecken.


Geldmenge in der Eurozone ohne Deutschland, Graph: Prof. David Beckworth

Gemessen an der umfassenderen Vorstellung des Geldes stellt Beckworth keine monetäre Erholung in den USA fest.

Wie sieht es in der Eurozone aus?

Betrachtet man die Eurozone ohne Deutschland, fällt eine breite Lücke zwischen dem Trend und dem aktuellen Geldbestand auf.



Geldmenge in Deutschland ohne Eurozone, Graph: Prof. David Beckworth

Betrachtet man Deutschland ohne Eurozone, sieht es relativ gut aus. Die relative Stabilität des Geldbestandes ist ein Grund, warum Deutschland es nicht eilig hat, die Geldpolitik weiter zu lockern, um die Eurozone zu retten, hebt Beckworth hervor.

Was sind aber die geldpolitischen Implikationen?

Die offensichtlichste ist, dass die Fed und die EZB ein günstiges Umfeld für die Schöpfung von monetären Vermögenswerten schaffen müssen, um die Rückkehr der robusten gesamtwirtschaftlichen Nominal-Ausgaben zu unterstützen, hält Beckworth fest.

Da das Geldvermögen (money assets) zumeist durch Kredit, Fristentransformation und Liquiditätstransformation geschaffen wird, wäre die Politik gut beraten, darauf abzuzielen, das angemessene Umfeld für die erhöhte finanzielle Intermediation bereitzustellen.

Der einfachste Weg dafür ist für die Geldpolitik, den erwarteten Wachstumspfad für die gesamtwirtschaftlichen Nominal-Ausgaben zu erhöhen, was das erwartete Einkommenswachstum (nominal) und die Nachfrage nach Geldvermögen steigern würde, erläutert Beckworth. Das Mittel dazu ist, was Beckworth seit einigen Jahren befürwortet, nominelle BIP-Steuerung (NGDP targeting) einzuführen. Ist es also Zeit für einen monetären Regime-Wechsel?

PS:

Deutschlands Standpunkt mag aufgrund der obigen Abbildung plausibel erscheinen. Aber Deutschland hat das in der Euro-Zone gemeinsam festgelegte Inflationsziel praktisch jedes Jahr seit der Euro-Einführung unterlaufen, und zwar durch Lohnsenkungen, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, was Geist und Buchstaben der EWU widerspricht.

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