Dienstag, 26. Juni 2012

Kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten


Die Ungleichheit in den USA befindet sich auf dem höchsten Punkt seit fast einem Jahrhundert, schreibt Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Artikel („America is no longer a land of opportunity“) in FT.

Man könnte sich über die Ungleichheit besser fühlen, wenn es ein Körnchen Wahrheit in Sachen trickle-down Ökonomie gäbe. Aber das mittlere Einkommen der Amerikaner ist heute niedriger als vor einem Jahrzehnt.  Und die da oben haben es inzwischen nie so gut gehabt wie heute, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2001) hervor.

Die Märkte sind durch die Regeln des Spiels geprägt. Unser politisches System hat die Regeln festgeschrieben, die die Reichen auf Kosten von anderen bevorteilen. Es gibt aber eine gute Nachricht darin: durch die Verringerung von rent-seeking und die Verzerrungen, die zum Anstieg der Ungleichheit von Amerika beigetragen haben, können wird eine gerechtere Gesellschaft und eine leistungesfähigere Wirtschaft erreichen, legt der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Amerika galt einst als das Land der Möglichkeiten. Heute hängen die Lebenschancen eines Kindes vielmehr von dem Einkommen seiner Eltern ab als in Europa oder in jedem anderen entwickelten Industrieland.

Wir können wieder zu einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten werden, aber es wird sich nicht von alleine stellen. Das Land muss eine Wahl treffen: wenn es sich wie in den letzten Jahrzehnten bewegt, bedeutet das Fehlen von Möglichkeiten eine weitere Spaltung der Gesellschaft, gekennzeichnet durch ein geringeres Wachstum und höhere soziale, politische und wirtschaftliche Instabilität, erklärt der ehemalige Wirtschaftsberater des Präsidenten Clinton. 

Oder es kann erkennen, dass die Wirtschaft ihr Gleichgewicht verloren hat. Das vergoldete Zeitalter (gilded age) hat zu einer progressiven Ära geführt, die Exzesse von goldenen Zwanziger (Roaring Twenties) führten zu Depression, was wiederum New Deal zu Folge hatte. Jedes Mal sah das Land die Extreme, wo es hinging und sich wieder zurückzog. Die Frage ist aber, ob es wieder gelingt, fasst Stiglitz als Fazit zusammen.

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