Die wirtschaftspolitische Antwort
auf die Finanzkrise liefert ein grosses natürliches Experiment für die
Makroökonomie: ein Experiment, welches als Test für zwei ökonomische Ansichten
betrachtet werden kann und soll, schreibt Paul
Krugman in seinem Blog.
Eine Ansicht (Süsswasser-Ökonomen +
viele Austerians) ist in der Tat die klassische Makroökonomie, wie Keynes sie
bezeichnet hat, wo die Volkswirtschaft immer wegen Mangel an Angebot eingeschränkt ist.
Die andere Sicht ist mehr oder
weniger keynesianisch, wo eine angeschlagene (depressive) Volkswirtschaft wegen
Mangel an Nachfrage eingeschränkt
ist, nicht an Angebot.
Die beiden Ansichten hatten bisher
starke Auswirkungen an drei Fassaden.
Eine davon sind die Zinssätze:
würden grosse Haushaltsdefizite die Zinsen in die Höhe treiben, wie die
klassische Ansicht impliziert oder würden sie so was unter
Bedingungen der Depression nicht tun?
Eine andere sind die Auswirkungen
der Austerität (welche viel stärker ausgefallen sind als die des Konjunkturpakets
und daher den wirklichen Test darstellen): würde die Austeritätspolitik
Ressourcen an den privaten Sektor freigeben, nach der klassischen Ansicht, oder
würde sie zu einer ökonomischen Kontraktion führen?
Eine dritte Implikation betrifft die
Inflation: würden hohe Zuwächse der monetären Basis (Notenbankgeldmenge) eine
stark steigende Inflation erzeugen, so wie die Anhänger der klassischen Ansicht
behaupten, oder kommt es dazu unter Bedingungen der Depression nicht?
Annualisierte Inflation (USA) gemäss
Billion Prices Index von MIT, Graph: Prof. Paul Krugman
Wie die Dinge an den Fassaden von Zinsen
und Austerität gegangen sind, wissen wir bereits. Wie sieht es an der Fassade
Inflation aus?
Konsumentenpreis-Index (CPI USA), Graph: FRED Fed St. Louis via Prof. Paul Krugman
Anfang des letzten Jahres hatten die
Inflationistas viel herumgeschrien: Rohstoffpreise sind gesprungen und sie
hatten laut gerufen, dass eine hohe Inflation gleich um die Ecke lauere, mit
viel Gerede, dass die Währung sich stark entwerten würde und so weiter.
Hoppla!
Ein Refugium der manchen
Inflationistas war, zu behaupten, dass die Fed die Daten verfälsche, und dass
die wahre Inflation viel höher sei als berichtet. Man kann solche Behauptungen
im Einzelnen auseinander nehmen. Aber die einfachste Antwort dürfte der Blick
auf die unabhängige Inflationsermittlungen liefern wie die z.B. von Billion
Prices Index von MIT.
Es gibt hier keinen Hinweis auf
Daten-Fälschung.
Eine andere Sache ist, dass es klar wurde,
wie nützlich das Konzept der Kerninflation ist. Die Messwerte, die wir haben, haben unvollkommene
Reflektionen des platonischen Ideals, hält Krugman fest. Es war eine viel
bessere Strategie, das Augenmerk nach der Kerninflation (core inflation) zu richten als Höhen und Tiefen der allgemeinen
Inflation (headline inflation) zu
folgen.
Krugman räumt er, dass er und andere
wegen der Hartnäckigkeit der niedrigen Kerninflation überrascht worden sind. „Wenn
Sie mich vor drei Jahren gefragt hätten, hätte ich eine leichte Deflation
vorausgesagt“, unterstreicht der an der University
of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Seine gegenwärtige
Interpretation ist, dass die nach unten starre Löhne
ein grösseres Problem darstellen als er wahrgenommen habe. Aber es ist nur ein
relativ kleiner Fehler der Vorhersage im Vergleich zu düsteren Prognosen von
durch die Decke schiessenden Zinsen und Inflationsrate von Seiten der
Austerians.
„Unabhängig davon, was der Siegeszug der Keynesianer sie glauben machen will: meine Analyse ist nach wie so, dass die derzeitige Kombination von monetären und fiskalpolitischen Stimulus uns in Richtung einer Katastrophe treibt. Anstatt einer echten Erholung werden die USA eine inflationäre Depression erleben. Europa auf der anderen Seite wird weniger leiden, gerade weil es sich von der kurzfristigen Attraktivität des Konjunkturpakets (stimulus) nicht verführen lässt“.
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