Es
gibt eine Bewertungsmethode, die das Fed-Modell
genannt wird. Grundsätzlich geht es um einen Vergleich der Gewinnrendite einer
Aktie, was den Kehrwert des Kursgewinn-Verhältnisses (KGV) darstellt, und der
Rendite einer langfristigen US-Staatsanleihe (US-Treasury Bonds). Die zugrunde
liegende Idee ist, dass die beiden Werte sich irgendwie gegenseitig folgen.
Es
wird einvernehmlich angenommen, dass das Fed-Modell von Ed Yardeni geprägt wurde, mit Bezug auf eine Instanz, als Fed-Chef
Alan Greenspan einst in einem Referat die beiden Werte verglichen hatte.
Das
Fed-Modell deutet heute darauf hin, dass die Aktien im Vergleich zu
US-Staatsanleihen unglaublich billig aussehen.
Michael Santoli argumentiert
aber in der aktuellen Ausgaben von Barron’s, dass das Modell
Schwachsinn ist.
Die
Debatte über „US-Staatsanleihen vs. Aktien“ ist laut dem Kolumnisten ein
Versuch, einen imaginären Vergleich für Käufer herbeizuzaubern. Zwischen
US-Treasury Bonds (welche, die ultimative Sicherheit und Liquidität bieten) und
Aktien befindet sich das gesamte Spektrum der verfügbaren Anlage-Klassen zur
Wahl. Wenn die Rendite der Staatsanleihen im Zuge der Flucht vom Risiko fallen,
steigt die Attraktivität der Aktien irgendwie. Das gilt auch für
Unternehmensanleihen, Munis, Immobilien, McDonalds Franchises und all die
anderen, bemerkt Santoli.
Fed-Modell:
Gewinn-Rendite von Aktien im Vergleich zu Rendite von US-Treasury Bonds, Graph: Michael Santoli in: Barron’s
Es
gibt eine Tatsache, dass die Nullzinsgrenze der US-Notenbank heute die Renditen
der US-Staatsanleihen zwangsweise in Schach hält.
Die
institutionellen Käufer von US-Treasury Bonds suchen heute Liquidität und
Sicherheit und keine saftige Rendite in einer Welt, wo die Anlage-Instrumente
mit niedrigem Risiko knapp sind.
Auch
Barry Ritholtz übt am Fed-Modell Kritik in seinem Blog aus: „Das
Fed-Modell ist nutzlos“. Die Formel enthält zwei Variablen. Während es im
Allgemeinen als eine Möglichkeit beschrieben wird, festzustellen, ob Aktien
über- oder unterbewertet sind, ist die andere Variable in der Formel erwartete
S&P-500 Gewinn-Schätzung. SPX-Preise und die Rendite der US-Staatsanleihen
mit 10 Jahren Laufzeit sind bekannt. Aber die Bewertung und die geschätzten künftigen
Gewinne sind unbekannt.
Daher
mag das Fed-Modell heute lediglich eine der folgenden Dinge besagen: wenn die
Aktien unterbewertet sind oder wenn die erwarteten Gewinnschätzungen zu hoch
sind.
PS:
Gewinnrendite
einer Aktie ist der Kehrwert des KGV. Wenn KGV 20 ist, dann ist die
Gewinnrendite der Aktie (1/20) = 5%. Das heisst, dass der Gewinn dem 5% des
eingesetzten Kapitals entspricht. Wenn eine vergleichbare Anleihe eine Rendite
von 5% hat, zieht man davon die
Inflationsrate ab, um zum Realzins zu gelangen.
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