Der
Anstieg der Haushaltsdefizite und der Staatsverschuldung in Südeuropa sind nicht
die Ursache der Krise, sondern die Folge von Ungleichgewichten in der Handelsbilanz
der einzelnen Länder in der Eurozone.
Während
die Nachfrage in den EU-Ländern mit Überschuss im Aussenhandel nicht besonders
ungewöhnlich verläuft, ist sie in den von der Krise angeschlagenen Ländern zum
Erliegen gekommen. Die Menschen an der Peripherie der Eurozone leiden unter
einer rekordhohen Arbeitslosigkeit.
In
einem aktuellen IWF Bericht („Fostering Growth in Europe Now“) wird
darauf hingewiesen, dass die relativen Preise im Südeuropa im Verhältnis zum Nordeuropa
(Kern der Eurozone) fallen müssten, um mehr externe Nachfrage (sowohl aus der
EU als auch ausserhalb der EU) an den Rand der Eurozone zu lenken.
Die
Schliessung der Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit wird mit einer höheren
Inflation im Norden als im Süden einhergehen, heben die Autoren hervor. Das bedeutet
im Klartext: eine schnellere Lohnsteigerung in Einklang mit Produktivität im
Süden, d.h bei den Überschussländern und eine langsame Lohnsteigerung in den
Defizitländern.
Es
handelt sich dabei genau um die Frage, die von Heiner Flassbeck seit 10 Jahren thematisiert wird. Der Chefökonom
der UN-Organisation für Welthandel befasst sich damit in seinem Buch ausführlich. Es gibt
einen über 60 Jahre hinweg äusserst stabilen Zusammenhang zwischen
Lohnstückkosten (= Produktivität / Löhne) und Preisen. In einer Währungsunion
mit einer gemeinsamen Währung darf es daher zu keinem Auseinanderlaufen der
Löhne kommen.
In
einer Währungsunion verzichten die Länder, eine selbständige nationale
Geldpolitik zu betreiben und einigen sich, ein gemeinsames Inflationsziel zu
verfolgen, weil sie in einem gemeinsamen Markt die geldpolitischen Instrumente
gemeinsam effektiver einsetzen wollen. Es darf als Folge von
ausseinanderlaufenden Inflationsraten keine Wettbewerbslücke geben. Wenn ein
Mitgliedsland das gemeinsam festgelegte Inflationsziel mit dem Ziel unterläuft,
seine Wettbewerbsfähigkeit durch Lohnzurückhaltung zu verbessern, ist die
Währungsunion dem Untergang geweiht.
Die
von Brüssel vorgeschriebene interne Abwertung (internal devaluation) ist daher keine
Lösung, weil sie durch Lohnsenkungen im Angesicht einer Depression die
Binnenkonjunktur zerstört.
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