Donnerstag, 21. Juni 2012

Kerninflation bleibt in der Schweiz negativ


Die Kerninflation verharrt in der Schweiz den 8. Monat in Folge negativ. Im Mai belief sich die Inflation (ohne frische und saisonale Produkte, Energie und Treibstoffe) auf Minus 1,2%.

Wie dem von der SNB heute vorgelegten Monatsheft (June 2012) zu entnehmen ist, verbleibt auch der getrimmte Mittelwert (TM15), der wie die Kerninflation ein geeigneteres Bild der Entwicklung der allgemeinen Inflation liefert, unter der Null Marke: Minus 0,1%. Der TM15 notiert damit den vierten Monat in Folge einen negativen Wert.

Die Schätzungen der Kerninflation sind nützlich, weil die am Konsumentenpreisindex (CPI) gemessene Teuerung kurzfristigen Schwankungen unterliegt.

Gemessen am Produzenten- und Importpreisindex betrug der Preisrückgang in der Schweiz im Mai 2012 innert Jahresfrist Minus 2,3%.



Schweiz: Kerninflation und der getrimmte Mittelwert, Graph: ACEMAXX ANALYTICS

PS: Der vorübergehende Anstieg der Teuerung im März 2011 ist im Wesentlichen auf einen Sondereffekt aufgrund eines höheren Erhebungsrhythmus der Preise für Bekleidung und Schuhe zurückzuführen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erwartet, dass die Inflation kurzfristig „stärker negativ“ wird. Die SNB-Prognose für 2012 lautet Minus 0,5%.

Die Schweiz hat zuletzt am vergangenen Dienstag auf einer Auktion  Geldmarktpapiere mit 3 Monaten Laufzeit (20. Sept 2012) zu einer Rendite von Minus 0,790% verkauft. Zugeteilt wurden 804 Mio. Franken, während die Gebote in Höhe von 3,4 Mrd. Franken eingegangen sind.

Die negativen Renditen legen nahe, dass die Investoren bereit sind, negative Verzinsung in Kauf zu nehmen, um ihr Vermögen sicher aufzubewahren.

PS:

Beim TM15 werden jeden Monat je 15% der Güterpreise mit den höchsten und den tiefsten Jahresveränderungsraten aus dem Konsumentenpreisindex ausgeschlossen.

PPS:

Es gibt Leute, die die Kerninflation für ein blödes Konzept halten, weil die Menschen ja auch für Nahrungsmittel und Energie Geld ausgeben, weshalb diese Posten auch von der Inflation erfasst werden müssten. Was sie nicht verstehen ist, dass die Kerninflation nicht die Lebenshaltungskosten misst, was z.B. Social Security wichtig ist. Die Idee ist, dass die Kerninflation das Augenmerk nach inflation inertia (d.h. Trägheit) richtet.

Es gibt Preise wie z.B. von Nahrungsmitteln und Energie, die ständig schwanken. Aber es gibt Preise, die von Unternehmen festgelegt werden, die nur wenigen Konkurrenten gegenübersehen oder langfristige Verträge festlegen, wie z.B. Löhne, die weniger stark schwanken und nur in bestimmten Zeitintervallen (pro Monat und/oder pro Jahr) angepasst werden. 

Inflation ist tendenziell „sich selbst erhaltend“, es sei denn, es gibt einen grossen Überschuss des Angebots oder der Nachfrage. Wenn sich Inflationserwartungen aber einmal in die Wirtschaft einbetten, wird es sehr schwer, die Inflation wieder zurückzudrängen. Zum Beispiel die Disinflation in den frühen 1980er Jahren, wo es eine schwere Rezession gekostet hat, die Inflation von 10% auf 4% zurückzubringen. 

Eine Inflation, die sich nicht einbettet, kann hingegen schnell abklingen: Zum Beispiel der Ausbruch der Energiepreise zwischen den Jahren 2008-2009, wo der Verbraucherpreisindex (CPI) aus verschiedenen Gründen vorübergehend bis auf 5,5% geklettert ist.

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