Die
Auslastung der Kapazitäten in der verarbeitenden Industrie hat in der Schweiz angesichts
der Depression im Euroland im ersten Quartal abgenommen. Die
Kapazitätsauslastung ist auf 82,2%
gesunken und bleibt damit unter dem langjährigen Durchschnitt.
Wie
gut die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft ausgelastet sind, zeigt die Produktionslücke (output gap), d.h. die prozentuale Abweichung des beobachteten BIP-Niveaus
vom geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials.
Die
Produktionslücke lag in der Schweiz im ersten Quartal 2012 (nach dem Ansatz von
Produktionsfunktion) bei -0,7%, nach
-0,1% im vierten Quartal 2011.
Gemäss anderen Schätzmethoden (z.B. Hodrick-Prescott-Filter
und multivarianter Filter) hat sich
die Produktionslücke bereits geschlossen (0% und 0,2%). Der
Produktionsfunktionsansatz berüchsichtigt allerdings auch die
Arbeitsmarktsituation und den Kapitalstock der Volkswirtschaft.
Die
Schweizer Wirtschaft ist gegenwärtig durch Nullzinsgrenze, Deflationsrisiko und
negative Renditen gekennzeichnet. Sowohl auf dem Geld- als auch auf dem
Anleihemarkt fallen negative Renditen auf.
Die
Futures (Euro vs. CHF) signalisieren weitere zwei Jahre negative Geldmarkzinsen
in der Schweiz. Die Renditen auf dem Geldmarkt sind seit dem III. Quartal 2011
negativ.
Schweiz
Produktionslücke (output gap), Graph: SNB, Quartalsheft II, June 2012
Anleger, die Sicherheit und Liquidität suchen, zahlen eine Art Gebühr, um Gelder beim Schweizer Staat mit dem besten Rating parken zu können. Das Bargeld ist heute mehr Wert als Gold. Daher deuten die negativen Renditen am Primärmarkt auf die von den Investoren wahrgenommene Deflationsgefahr hin. Zur Erinnerung: Und auch die aktuelle Inflationsprognose der SNB bleibt für 2012 negativ.
Schweiz
Kapazitätsauslastung, Graph: SNB,
Quartalsheft II, June 2012
Auch
wenn die Bilanzsumme der SNB sich aussergewöhnlich ausgeweitet hat, entsteht
keine Inflation, weil die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Eine
expansive Geldpolitik führt in einem depressiven Umfeld der Wirtschaft nicht zu
einem Anstieg der Zinsen.
Warum
akzeptieren Anleger aber negative Zinsen?
Wenn
Investoren sich gegen fallende Renditen absichern wollen, ohne Zahlungsausfall
(default) erwarten zu müssen, haben
sie keine andere Wahl, als eine leicht negative Realrendite in Kauf
zu nehmen.
Die
Investoren gehen also davon aus, dass alle anderen riskanten Anlageklassen im
Durchschnitt nicht die Möglichkeit hätten, eine bessere Rendite zu bieten. Andere
vergleichbare Vermögenswerte mögen schon einen höheren Ertrag in Aussicht
stellen, aber nur unter dem Gesichtspunkt eines totalen Nominalwertverlustes.
Schweiz
Notenbankgeldmenge, Graph: SNB,
Quartalsheft II, June 2012
PS:
Die
eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) akzeptiert seit dem 18. August 2011 auch
Angebote mit einem Preis über 100%, wodurch sich nun negative Auktionsrenditen
ergeben.
Am
23. August 2011 betrug die Rendite für Geldmarktpapiere mit 6 Monaten Laufzeit -1%. Am 30. August 2011 resultierte aus
der Versteigerung für Geldmarktpapiere mit 3 Monaten Laufzeit eine Rendite von
-0,75%.
Über das ganze Jahr 2011 bewegten sich die Renditen der
Geldmarktpapiere nach Angaben der SNB zwischen 0,158% und -1,0%.
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