Die
führenden Ökonomen in den USA scheinen mittlerweile davon auszugehen, dass die
Europäische Währungsunion (EWU) sich auflöst.
Es
ist traurig.
Barry Eichengreen (Wirtschaftsprofessor an der University of California, Berkeley) und Brad DeLong (Wirtschaftsprofessor an
der an der University of California,
Berkeley) beschreiben in einem Artikel („New
preface to Charles Kindleberger“) in voxeu,
wie bestürzt und überrascht sie sind, heute angesichts der anhaltenden
Euro-Krise eine Wiederholung von Europa
von 1931 zu sehen.
In
einem neu verfassten Vorwort für das vor 40 Jahren erschienene Buch von Charles Kindleberger („The World in Depression 1929-1939“)
schreiben die Autoren, dass die „Paraellelen zwischen Europa in den 1930er
Jahren und Europa von heute stark, auffallend und zunehmend beängstigend sind. „Wir
sehen insbesondere Jugendarbeitslosigkeit, die auf beispiellose Höhen schnellt.
Finanzielle Instabilität und Not sind weit verbreitet. Es gibt wachsende
politische Unterstützung für extremistische Parteien rechts und links“, so die
Ökonomen.
Kindlebergers
Leinwand war zwar die Welt, aber sein Fokus galt Europa. Kindleberger hat
betont, dass die Depression eine herausragende internationale und vor allem
europäische Dimension hat. Es war Europa, wo sich viele der schlimmsten
Auswirkungen der Depression, politisch und ökonomisch, entfalteten. Und es war
Europa, wo es wegen des Fehlens einer politischen Behörde auf der kontinentalen
Ebene und die Unfähigkeit einer einzelnen nationalen Regierung oder Zentralbank
das angemessene Leadership zu präsentieren, die meisten verhängnisvollen
wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen gegeben hat.
Eichengreen
und DeLong ziehen drei Lehren aus
Kindlebergers Lektüre: die erste hat mit Panik in den Finanzmärkten zu tun, die
zweite mit der Kraft der Ansteckung und die dritte mit der Bedeutung der
Hegemonie.
Und
Europa fehlt es an einem Hegemon, einer dominanten Wirtschaftsmacht, die die
Interessen der kleineren Mächten vertritt und die Tätigkeit des gröseren
internationalen Systems in Erwägung zieht, und zwar durch die Stabilisierung
der Finanzströme und der Ausgaben in der gesamten europäischen Wirtschaft.
Die
EZB glaubt nicht daran, dass sie die
Autorität hat. Ihre Aufgabe verlange, dass sie ein Inflationsziel anpeile. Sie
sei nicht ermächtigt, als lender of last
resort zu agieren. Die EU findet es schwierig, einen Konsens darüber zu erzielen, wie auf
die Krise zu reagieren ist.
Die
deutsche Bundesregierung, die politische Inkarnation der einzigen
folgenreichsten Wirtschaftsmacht in Europa, ist ein potenzieller Hegemon. Sie
hat Spielraum für eine antizyklische Fiskalpolitik. Sie könnte die EZB
ermutigen, von der Geldpolitik aktiv Gebrauch zu machen. Sie könnte einen
Marshall Plan für Griechenland finanzieren und die Bereitschaft signalisieren,
dass sie gemeinsam mit ihren EU-Partnern für einen gewissen Bruchteil der
kollektiven Schulden Verantwortung übernimmt. Aber Deutschland hält sich selbst
für den Aufseher einer kleinen offenen Volkswirtschaft, legen Eichengreen und
DeLong dar.
Auch
Nouriel Roubini
(Wirtschaftsprofessor an der New York
University) und Niall Ferguson
(Professor für Finanz- und Wirtschaftsgeschichte an der Harvard University) warnen in einem Artikel („Berlin
is ignoring the lessons of the 1930s“) in FT vor einem neuen 1933.
Die
Autoren schreiben, dass ausgerechnet Deutschland aus der Geschichte nicht
lernt. Die Deutschen sind heute so sehr auf die Nichtgefahr Inflation fixiert,
dass sie 1923 (dem Jahr der
Hyperinflation) mehr Bedeutung beizumessen scheinen als 1933 (dem Todesjahr der Demokratie). Sie täten gut daran, zu
erinnern, wie eine europäische Bankenkrise zwei Jahre vor 1933 direkt zum
Zusammenbruch der Demokratie beitrug.
Auch George Soros hatte neulich ein düsteres Bild über
die gegenwärtigen Entwicklungen im Euroland gezeichnet und für die Rettung der
Gemeinschaftswährung drei Monate gegeben.
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