Freitag, 15. Juni 2012

Austerität und Arbeitskräfte im öffentlichen Dienst


Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („We Don’t Need No Education“) am Freitag in NYTimes mit dem Thema der Republikaner, die Grösse des Staates zu reduzieren.

Hope springs eternal. Für ein paar Stunden sei er bereit gewesen, so Krugman, Mitt Romney Beifall zu spenden, für seine erhliche Rede darüber, was seine Forderung nach einem kleineren Staat (small government) wirklich bedeutet.

Es macht nichts. Bald wurde der Kandidat aber wieder sich selbst, bestreitend, was er gesagt hat. In den Bemerkungen verspottet Romney Präsident Obama: „er sagt, wir brauchen mehr Feuerwehrleute, mehr Polizisten, mehr Lehrer“. Dann erklärt er: „es ist Zeit für uns, den Staat zu stutzen, und dem amerikanischen Volk zu helfen“.

Für einmal gab er tatsächlich zu, was er und seine Verbündeten meinen, wenn sie über den schrumpfenden Staat reden. Konservative lieben es, so zu tun, dass es riesige Armeen von Regierungsbürokraten gibt, die zwar etwas tun, aber niemand genau weiss, was. In Wirklichkeit stellt eine Mehrheit der Arbeitskräfte im öffentlichen Sektor entweder Bildung (Lehrer) oder Schutz für die Öffentlichkeit (Polizisten und Feuerwehrleute) bereit.

Aber die wichtigere Frage im Moment ist, ob der Stellenabbau im öffentlichen Sektor, den Romney applaudiert gut oder schlecht für die Wirtschaft ist. Und wir haben jetzt eine Menge Beweise, dass die Austerität im Angesicht einer depressiven Wirtschaft ein schrecklicher Fehler ist, hebt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.


Arbeitskräfte im öffentlichen Dienst (USA), Graph: Prof. Paul Krugman

Kürzung von Staatsausgaben bedeutet Arbeitsplatzvernichtungen im Bildungswesen und im Bereich der öffentlichen Sicherheit (Polizei, Feuerwehr usw.)

Und der Punkt ist, dass es in Amerika möglich ist, den Abbau von Arbeitsplätzen rückgängig zu machen, welcher die Erholung der Wirtschaft abwürgt. Die öffentliche Hand kann sich die Mittel zu historisch niedrigen Zinssätzen beschaffen, und damit Bundesstaaten und lokalen Behörden Hilfe leisten, um die harten Zeiten zu bewältigen. Das ist im Wesentlichen das, was der Präsident nahelegt, aber von Romney verspottet wird.

Eigentlich ist es ein bisschen ironisch, schildert Krugman. Während die Republikaner gern Europa Bashing betreiben, sind sie diejenigen, die Austerität im europäischen Stil nacheifern und eine Depression im europäischen Stil entstehen lassen.

Und das ist nicht nur eine Folgerung. Vergangene Woche hat Glenn Hubbard, ein Top-Berater von Romney, einen Artikel in einer deutschen Zeitungveröffentlicht, um Deutschland zu animieren, die Hardliner Politik in Europa weiter voranzutreiben. Hubbard unterstützt also eine Politik, die gerade, während man diese Zeilen liest, zusammenbricht.

In der Tat realisiert fast jeder, der die Situation verfolgt, dass Deutschlands Besessenheit für die Austerität Europa an den Rand einer Katastrophe gebracht hat; fast jeder, abgesehen von Deutschen, und dem Wirtschaftsteam von Romney.

Unnötig zu sagen, dass das nichts Gutes verheisst, wenn Romney im November die Wahl gewinnt. Alle Indikatoren zeigen, dass seine Idee von Smart Policy, die Ausgabenkürzungen zu verdoppeln, die konjunkturelle Erholung in den USA behindert hat und Europa in ein wirtschaftliches und politisches Trudeln schickt.

PS:

Meine Anmerkung:

Hope springs eternal“: aus dem Gedicht von Alexander Pope „Essay on Man“. 

Keine Kommentare: