Sonntag, 3. Juni 2012

Will die EZB die Zinsen senken oder nicht?


Der US-Dollar Index (DXY) klettert seit vier Wochen stetig.

Die derivativen Währungstauschgeschäfte (Basis Swaps) werden seit Monaten mit einem Abschlag abgeschlossen. Das heisst, dass, wer Dollar zum Libor-Satz will, akzeptieren muss, beim Gegengeschäft in Euro am Ende der Laufzeit weniger zurückgezahlt zu bekommen.

Die Eurepo-Kurve ist inzwischen invers geworden.

Die Indikatoren deuten alle zunehmend auf Stress hin.

Wird die EZB am 6. Juni in Frankfurt eine Zinssenkung ankündigen oder wird sie vorerst den Abschluss des EU-Gipfels vom 28./29. Juni abwarten?

Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Zentralbanken zu viele Glaubwürdigkeit geniessen, was v.a. die Inflation betrifft. Aber die Bereitschaft der Zentralbanken, etwas mehr Inflation zuzulassen, um die Realwirtschaft zu retten, ist hingegen sehr zweifelhaft, wie Paul Krugman in seinem Blog unterstreicht.

Die Inflationserwartungen sind in Deutschland regelrecht eingestürzt. Der Breakeven-Satz für deutsche Bundesanleihen mit 5 Jahren Laufzeit beläuft sich auf 0,7%.

Die EZB müsste unter diesen Umständen hektisch eine Sitzung einberufen und eine überraschend scharfe Zinssenkung ankündigen. Es kommt aber nicht dazu. Warum nicht?


EZB und der geldpolitische Weg, Graph: Anton Heese, Morgan Stanley

Die EZB ist auf die Inflation total allergisch, aber gegenüber dem Zusammenbruch der Realwirtschaft relativ gleichgültig, wie Krugman beobachtet.

Es gelingt der Fed, glaubwürdige Erwartungen zu schaffen, zu agieren, wenn die Inflation unter den Zielwert fällt. Die US-Notenbank kümmert sich aber um die Arbeitslosigkeit nicht.

Vor diesem Hintergrund wirft Simon Wren-Lewis in seinem Blog die Frage, ob die Geldpolitik die Unsicherheit um den Euro ernst nimmt. Die Zentralbanken scheinen das Inflation Targeting viel mehr wörtlich wahrzunehmen als die Ökonomen denken, ist der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor überzeugt.

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