Neulich hat sich Jean-Pierre Roth, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Rahmen eines Vortrags mit dem Thema der „Internationalisierung der Geldpolitik“ befasst. Demnach hat die geldpolitische Strategie der SNB seit 1999 drei zentrale Elemente:
(1) Eine Definition der Preisstabilität: Die Preisstabilität gilt als gegeben, wenn die Jahresteuerung unter 2% liegt. Da Deflation mit dieser Definition nicht vereinbar ist, betrachtet die SNB einen Bereich zwischen Null und 2% als sinnvolle Interpretation für die Inflation.
Swiss Interest Rates, Graph: SNB
rot: repo o/n, grün: 3-Monats-Libor, blau: Rendite der Bundesobligationen
(2) Eine Inflationsprognose über einen Zeithorizont von 1 bis 3 Jahren: Die SNB reagiert aber laut Roth nie mechanisch auf die Inflationsprognose, sondern trifft ihre Entscheide, indem sie die gesamte Wirtschaftslage beurteilt.
(3) Die Festlegung eines Zielbands für den 3-Monats-Libor:
Das ist ein internationales Element, da der Geldmarktsatz (für Anlagen in CHF) in London bestimmt wird. Das stellt aber für die SNB kein Problem dar.
Anhebung des Zielbands bedeutet eine restriktive Geldpolitik.
Senkung des Zielbands bedeutet eine lockere Geldpolitik.
Internationale Elemente der Geldpolitik:
(a) Auch Banken aus dem Ausland dürfen sich am Repogeschäft der SNB beteiligen. Die SNB passt sich dadurch an die veränderten Bedingungen der globalen Finanzmärkte an.
(b) Die SNB akzeptiert auch in € denominierte erstklassige Wertpapiere (als Deckung) für Repogeschäfte.
(c) Die SNB akzeptiert auch auf andere Fremdwährungen lautende Wertpapiere als SNB-repo-fähige Effekten, wie z.B. $, £, dänische, norwegische und schwedische Kronen. Ziel: Erhöhung der Liquidität im Repomarkt.
(d) Devisenswaps mit verschiedenen ausländischen Zentralbanken, wie z.B. mit der EZB, der Nationalbank von Polen und der Nationalbank von Ungarn. Die genannten Notenbanken dürfen bei der SNB Liquidität in CHF gegen € für verschieden Laufzeiten beziehen. Das ist einmalig, da die Notenbanken ihre Operationen i.d.R. auf ihren Binnenmarkt beschränken. Ziel: Die starke Nachfrage nach CHF befriedigen.
Früher hat die SNB die „Internationalisierung des Frankens“ bekämpft. Heute ist sie laut SNB-Präsident bereit, international Franken anzubieten. Mit dem Ziel, den Frankenmarkt zu stabilisieren.
Die Schweizer Wirtschaft befindet sich seit der zweiten Jahreshälfte 2008 in der Rezession. Die Inflation wird im Verlauf des Jahres 2009 eine negative Rate aufweisen. Die Vertreter der SNB liessen in den vergangenen Monaten keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass die Nationalbank den Auftrag hat, die Preisstabilität zu gewährleisten und dabei der konjunkturellen Lage Rechnung zu tragen. Das heisst, dass der SNB zufolge sowohl Deflation wie auch Inflation vermieden werden sollen. Die SNB ist sich ferner ihrer Verantwortung im Hinblick auf die Festsetzung des Ausstiegszeitpunktes ("exit strategy") bewusst. Sie muss aber einerseits dem politischen Druck standhalten und andererseits den Zeitpunkt richtig einschätzen.
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