Nach
vorläufigen Daten, die das Turkish Statistical Institute am
Freitag vorgelegt hat, sind die türkischen Ausfuhren
im Juli 2012 um 8,5% auf 12‘866 Mio. $ gestiegen. Die Einfuhren sind um 1,5% auf 20‘755 Mio. $ zurückgegangen. Das Aussenhandelsdefizit
hat sich damit von 9‘201 Mio. $ auf 7‘899 Mio. $ verringert.
Im
Vergleich zum Vorjahresmonat haben die Ausfuhren in die EU um 21,9% auf 4‘417
Mio. $ abgenommen. Der Anteil der EU-Länder am türkischen Aussenhandel ging
damit im Juli 2012 auf 34,3% zurück (Juli 2011: 47,7%).
Das
wichtigste Partnerland für Ausfuhren war im Juli Iran mit 2‘158 Mio. $. Das entspricht einem Anstieg um 573,8%! Danach
folgen Deutschland mit 1‘037 Mio. $, Irak mit 912 Mio. $, Grossbritannien mit
638 Mio. $ und Russland mit 552 Mio. $.
Die
Türkei hat im Juli Waren v.a. aus Russland (2‘416 Mio. $), Deutschland (1‘823
Mio. $), China (1‘802 Mio. $) und den USA (1‘275 Mio. $) importiert.
Was
unter türkischen Exportgütern im Juli 2012 auffällt, ist der Posten „Edelsteine und Metalle“ mit dem höchsten Wert von 2‘082 Mio. $.
Der
türkische Aussenhandel sortiert nach 20 Top-Ländern sieht Angaben des Turkish Statistic Institute zufolge derzeit wie
folgt aus: 1) Iran, 2) Deutschland, 3) Irak, 4) Grossbritannien, 5) Russland,
6) USA, 7) Italien, 8) Frankreich, 9) Saudi Arabien, 10) Ägypten.
Die
Exporte nach Iran sind zwischen
Januar und Juli 2012 um sage und schreibe 295,8%
geklettert: von 2‘033 Mio. $ auf 8‘046 Mio. $. Die Ausfuhren nach Iran sind von
320 Mio. $ im Juli 2011 auf 2‘157 Mio. $ im Juli 2012 um 573,8% gestiegen.
Türkei
Aussenhandel im Januar-Juli 2012, Graph: Turkish Statistic Institute, Aug 31, 2012
Eine
Frage, die in der Türkei in diesen Tagen immer öfters aufgeworfen wird, ist, warum
das Handelsvolumen von Gold in den vergangenen Monaten so stark gestiegen ist?
Einige Marktbeobachter argumentieren, dass die Türkei die Öl-Importe aus dem
Iran mit Gold begleiche. Andere wiederum vertreten die These, dass der Iran angesichts
der steigenden geopolitischen Spannungen in der Region Gold horte. Es gibt aber
eine dritte Sicht, wonach das Arbitrage-Geschäft die ausschlaggebende Rolle
spiele.
Es
gibt im Iran offenbar Unternehmer, die wie die türkische Tageszeitung Milliyet (hat tip to @EmreDeliveli) berichtet, die von der iranischen Regierung privilegiert
behandelt werden. Das heisst, dass die Exporteure vom Staat die für den
Aussenhandel nötigen Devisen zu einem günstigeren Kurs als auf dem Markt
beziehen.
Aufgrund des von den USA verhängten Handelsembargos wickele der Iran
den Aussenhandel vorzugsweise mit dem Euro ab. Die betreffenden Unternehmer aus
dem Iran kaufen mit dem Euro Gold in der Türkei ein und lassen sich das
Edelmetall physisch nach dem Heimatland transferieren. Das Gold werde dann im
Iran, wie Milliyet weiter berichtet, verkauft
und der Erlös wieder in die eigene Landeswährung umgetauscht.
Entscheidend
sind natürlich die Spreads zwischen dem Ankauf und dem Verkaufspreis des Goldes
und der Wechselkurs zwischen dem Euro und der iranischen Landeswährung. Da die „privilegierten“
iranischen Unternehmer die Devisen vom Staat zu einem günstigeren Kurs
bekommen, ergibt sich daraus angeblich ein Arbitrage-Geschäft.
PS:
Eine Tonne Gold kostet
heute rund 51,9 Mio. Schweizer Franken. Das heisst rund 49,6 Mio. $. Da die
türkischen Exporte nach dem Iran (von Januar bis Juli 2012) von 2 Mrd. $ auf 8
Mrd. $ gestiegen sind, dürfte es sich dabei um 120 Tonnen Gold handeln,
falls der Aussenhandel wirklich zum wesentlichen Teil aus Gold bestehen sollte.
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