Abgesehen
davon, was das inzwischen berühmt-berüchtigte Video über Mitt Romneys Charakter aussagt,
ist es schockierend, zu erfahren, wie uninformiert der Kandidat der
Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2012 zu sein scheint.
Die
Prozentzahl 47% war ohnehin eine Art der Sache, was man in Yahoo-Foren gesehen
und im redaktionellen Teil von WSJ gelesen hat, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.
Wie
Kevin Drum in Mother Jones berichtet, glaubt Romney daran, dass die Fed ¾ der US-Treasury Bonds
aufkauft. Und dass die Zinsen durch die Decke schiessen würden, wenn die Fed damit
aufhören würde, Staatspapiere zu kaufen. Das Anleihe-Kaufprogramm (QE) der Fed
sei daher zum Scheitern verurteilt, behauptet Romney.
Kauft
die Fed aber tatsächlich drei Viertel der Schuldtitel, die in den USA
ausgegeben werden, auf? Krugman vergleicht dazu zwei Datenreihen: der Anstieg
im Wert der von der Öffentlichkeit gehaltenden Staatspapiere (was auch die Fed
einschliesst) und der Anstieg der Bestände der Fed. Die Abbildung zeigt den
Verlauf der beiden Grössen.
US-Staatsanleihen,
Graph: Prof. Paul Krugman
Die
rote Kurve: die Schuldtitel, die von der Öffentlichkeit gehalten werden und die
blaue Kurve:der aktuelle Nennwert der Bestände der Fed an US-Treasury
Bonds und Bills.
Es
gab einen Zeitraum, wo die Fed einen grossen Anteil der neu begebenen
Staatspapiere gekauft hat. Aber es hat nicht lange angehalten. Viele Menschen
glaubten, dass damit ganz schreckliche Sachen passieren würden, wenn die Fed
aufhören würde, Schuldtitel der öffentlichen Hand zu kaufen. Dazu zählt auch Bill Gross. Und was ist geschehen?
All diese Leute, die so dachten, haben viel Geld verloren, weil die Zinsen,
nachdem der Ankauf von Anleihen (QE)
durch die Fed einmal zu Ende gebracht worden ist, nicht gestiegen, sondern
gesunken sind.
Es
ist aber nicht entscheidend. Was entscheidend ist, dass sich eine Art urbane
Legende entwickelt hat, dass die einzige Sache, die die Zinsen niedrig gehalten
hat, die Fed gewesen sei, schildert Krugman. Diese Legende hat sich durch Begebenheiten
als falsch erwiesen. Aber Romney glaubt immer noch daran. Warum glaubt er
daran? Romney ist ein Präsidentschaftskandidat und er hat Mitarbeiter, darunter
einige prominente Ökonomen. Wenn er irgenwo etwas hört, angeblich von einer
richtigen Person, dann glaubt er daran, ohne es für notwendig zu halten, die
Fakten zu überprüfen.
Krugman
verweist zu Recht auf die Unterscheidung zwischen Fluss- und Bestandsgrössen.
Auch Fed-Chef Ben Bernanke vertritt die
Auffassung von Bestandsgrösse (kurz: „stock view“).
Es
kommt auf den Wertpapierbestand der US-Notenbank an. Die Fed legt die Erlöse
aus den fälligen Wertpapieren, die sie gekauft hat, wieder in neue Wertpapiere an.
Die Flussgrösse spielt dabei keine Rolle, um die Zinsen weiter nach unten zu
drucken. Daher ist es nicht korrekt, anzunehmen, dass die Renditen wieder stark
ansteigen würden, wenn die Fed das Anleihe-Ankaufprogramm auslaufen liesse.
Die
theoretische Grundlage ist das Stock Equilibrium Rahmenwerk von Tobin. Investoren treffen demnach eine
Portfolio-Auswahl, wo sie das Vermögen unter Anleihen, Aktien usw. aufteilen.
Die Preise von Vermögenswerten steigen und fallen, einschliesslich des
berühmten „q“, um die
Portfolio-Auswahl mit den aktuellen Vermögenswerten in Übereinstimmung zu
bringen. Die Asset-Käufe sind daher entscheidend, weil sie mit der Zeit die
Bestände an verfügbaren Aktiven ändern.
Wenn
die Fed beispielsweise langlaufende Staatsanleihen (QE) kauft, nimmt sie damit einen Teil der Anleihen aus dem Markt, was dazu
führt, dass die Preise dieser Anleihen ansteigen bzw. die Renditen
dementsprechend fallen. Die Flussgrösse (d.h. die Höhe der Käufe) ist dabei nur
zu einem gewissen Mass entscheidend, dass sie auf die erwarteten Erträge in
Zukunf Einfluss nimmt.
Bestände der Fed an langlaufenden Staatsanleihen, Graph:
Prof. Paul Krugman
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