Dienstag, 25. September 2012

Banken sollen sich mehr Eigenkapital beschaffen


Das neue Anleihen-Kaufprogramm (OMT) der EZB erfordert zwar haushalts- und wirtschaftspolitische Reformen, aber eine echte Lösung der Euro-Krise verlangt auch eine Abstützung des europäischen Bankensystems, um den Kredit-Fluss an Unternehmen und private Haushalte wiederherzustellen, schreibt Philipp Hildebrand, der frühere SNB-Präsident in einem lesenswerten Artikel („Eurozone should fix its banks US way“) in FT mit Lee Sachs zusammen.

Es ist jetzt Zeit, um Vertrauen in geschwächte Banken Europas durch eine beschleunigte Einführung von robusten und glaubwürdigen Kapital-Standards und die Injektion von neuen privaten Kapital aufzubauen. Banken werden nur dann beginnen, Kredit zu vergeben, wenn sie ausreichend Kapital und Liquidität haben.

Die gängige Meinung, wonach robustere Eigenkapitalanforderungen die Kreditvergabe einschränken, ist weder durch ökonomische Theorie noch durch die Fakten belegt, hebt Hildebrand hervor. In den USA waren 2009 die grössten Banken zur Kapitalbeschaffung gezwungen worden. Seither sind die Kredite an Unternehmen durch die Geschäftsbanken deutlich gestiegen.

Basel III verlangt von Banken, verbesserte Eigenkapitalausstattung schrittweise bis 2019 zu erreichen. Europa kann aber nicht so lange warten. Sieben Jahre zu warten, um die Schwachstellen im Bankensystem anzugehen, bedeutet, Gefahr zu laufen, sieben weitere Jahre des schwachen Wirtschaftswachstums zu haben.

Hildebrand und Sachs legen daher nahe, dass Europas grösste Banken Basel III Kapital-Standard bis Ende 2013 erfüllen, einer konsequenten und glaubwürdigen Validierung ihrer Bilanzen folgend. Um die Glaubwürdigkeit zu gewährleisten, sollte die EZB die Bewertung führen. Von Banken soll ferner gefordert werden, ihre Kapitalquoten zu erhöhen, in erster Linie durch die Erhöhung des Eigenkapitals, nicht durch die Reduzierung der Kreditvergabe, was nichts anderes als eine Vertiefung der Krise bedeutet.

Während der Überprüfungsprozess im Gange ist, muss die Eurozone handeln, um die Unsicherheit im Markt über das Schicksal der bedeutendsten Banken zu begrenzen. Regierungen in der Eurozone können das tun, indem sie sich verpflichten, öffentliche Mittel bereitzustellen, soweit die Banken zustäzliche Finanzierung benötigen und nicht in der Lage sind, private Kapitalbeschaffung zur Erfüllung der neuen Standards zu bewerkstelligen. Ein solcher Ansatz hat in den USA funktioniert, betonen die Autoren.

Im Jahr 2009 hat die US-Regierung die Bilanz der grössten 19 Banken des Landes überprüft und robuste Eigenkapitalanforderungen festgelegt. Das US-Schatzamt hat sich zudem verpflichtet, dass jede Bank, die nicht in der Lage ist, privates Kapital zu beschaffen, via Investitionen der öffentlichen Hand unterstützt würde. Das war der Anfang vom Ende der Banken-Krise in den USA, unterstreichen die Autoren mit Nachdruck. Die EU soll sich daran ein Beispiel nehmen.

Durch das Versprechen, für die grössten Banken Eigenkapital zu einem Preis basierend auf einem Abschlag auf dem heutigen Markt zu kaufen, würden die Regierungen in der Eurozone eine Untergrenze für die Kapitalbeschaffung setzen und private Investoren zu Investitionen animieren.

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