(Nur für Streber)
Michael Woodford hat in Jackson Hole eine
interessante und ziemlich lange Forschungsarbeit („Methods of Policy
Accommodation at the Interest-Rate Lower Bound“) zum Thema Geldpolitik geliefert.
Der
an der Columbia University lehrende
Wirtschaftsprofessor befasst sich v.a. mit einer grossen Anzahl von empirischen
Studien in erschöpfenden Längen. Unter dem Strich besagt die Analyse, dass Ben
Bernanke es falsch macht, wie Paul
Krugman in seinem Blog dazu kommentiert.
Es
geht um die Geldpolitik, wenn die Nominalzinsen bereits auf der oder nahe der Nullgrenze
(zero lower bound) liegen. Unter
diesen Umständen verliert die herkömmliche Geldpolitik an Zugkraft.
Doch
es bedeutet nicht, dass die Zentralbank keine Optionen hat. Es war Krugman, der
erstmals („It’s Baaack: Japan’s Slump and
the Return of the Liquidity Trap“) darauf hingewiesen hatte, was von Woodford und Gauti Eggertsson später (2003) aufgegriffen und erweitert wurde,
dass die Zentralbank immer noch an Zugkraft gewinnen kann, wenn sie die
Öffentlichkeit überzeugen kann, dass sie etwas mehr Inflation zulassen will als
zuvor erwartet, bis die Wirtschaft sich erholt. Krugman hatte dazu geschrieben,
dass die Zentralbank sich glaubwürdig verpflichten müsste, das Inflationsziel
vorübergehend etwas zu erhöhen.
Kann
aber die Zentralbank dies wirklich tun? Woodford widmet der ersten Hälfte
seiner Forschungsarbeit einer erweiterten Prüfung der Beweise in Sachen „forward guidance“, wo Zentralbanken
ihre zukünftige Absichten signalisieren. Und er findet starke Hinweise darauf,
dass es auf solche Kommunikation ankommt. Seine Antwort ist ja, die Fed könnte
die Wirtschaft ankurbeln, indem sie sich verpflichtet, die Zinsen zu erhöhen,
wenn die wirtschaftliche Erholung endlich erfolgt.
Das
ist aber nicht, was die Fed hauptsächlich getan hat, zumindest nicht explizit.
Stattdessen hat sie sich auf den Ankauf von Staatsanleihen insbesondere mit langer
Laufzeit verlassen, was fälschlicherweise als QE, quantitative easing,
d.h. mengenmässige Lockerung der Geldpolitik, angekündigt wurde.
War
es wirksam? Woodford analysiert die Evidenz und kommt vorläufig zum Schluss,
dass die meisten der offensichtlichen Auswirkungen der QE tatsächlich via
Erwartungen zustande kamen. Das heisst, dass die QE funktioniert, soweit es der Fall ist, vor allem, weil die
Märkte es als eine Form von „forward
guidance“ betrachten, bemerkt Krugman.
Was
hätte die Fed tun sollen? Woodford schliesst daraus, dass die Fed ihre grundlegenden
geldpolitischen Vorankündigungen ändern müsse, damit sie „history-dependent“ (von der Geschichte abhängend) gemacht werden. Das
heisst, dass die Fed einen Blick auf ihre Absichten öffentlich gewähren soll,
sodass sie die Zinsen infolge eines schweren Abschwungs langsamer erhöhen würde
als sie es sonst unter anderen Umständen täte. Mit der Betonung auf „infolge
eines schweren Abschwungs“, nicht wenn die Wirtschaft bereits in der Krise steckt.
Wie
soll es gehen? Eine nominelle BIP-Steuerung (nominal GDP targeting) wäre eine Antwort, weil
es der Fed einen Grund gäbe, von Zinserhöhungen für eine lange Zeit abzusehen.
Andere Massnahmen könnten den Trick auch tun, ergänzt Krugman.
Der
Punkt ist, dass dies genau das ist, was die Fed nicht getan hat, fasst Krugman
als Fazit zusammen. Bernanke hat eifrig grosse Anstrengungen unternommen, um die
Politiker zu überzeugen, dass die Politik der Fed sich so bald wie möglich wieder
zum Normalen wenden würde, und die Fed über die Inflation wie eh und je wachsam
bleibe. Woodford sagt es nicht ganz, aber all dies lenkt „forward guidance“ in die falsche Richtung, hält Krugman fest.
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