Die
Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P)
wirft in einer aktuellen Analyse der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor, mit der Festhaltung am Mindestkurs die Ungleichgewichte
im Euro-Raum zu verstärken.
Die
SNB hat im September 2011 einen Mindestkurs von 1,20 Franken
pro Euro eingeführt, um die schwerwiegenden Folgen der Euro-Krise abzufedern.
Die sich inzwischen verschärfenden rezessiven und deflationären Tendenzen in
der Eurozone belasten auch die Schweizer Wirtschaft. Die Wachstumsperfektiven
bleiben in der Schweiz wegen des ungüntigen internationalen Umfelds gedämpft.
Daher
behält die SNB den Mindestkurs unverändert bei und unterstreicht die
Bereitschaft, dazu Devisen in unbeschränkter Höhe zu kaufen. Zumal der Wechselkurs
des Schweizer Frankens gemessen am realen Aussenwert nach wie vor deutlich über
dem langfristigen Durchschnitt liegt und daher hoch bewertet ist.
Die
SNB verkauft deswegen Franken, um Euro zu kaufen. Mit dem Euro kauft die
Nationalbank Staatsanleihen, und zwar entsprechend den Anforderungen (Richtlinien und
Limiten) nach Sicherheit, Liquidität und Ertrag. Dazu gehören Anleihen von öffentlichen
und supranationalen Emittenten sowie Pfandbriefe mit „AAA-Rating“ (86%), mit „AA-Rating“
(9%) und mit „A-Rating“ (4%). Der grösste Teil der Anlagen wird also in Form von Staatsanleihen gehalten.
Exchange
Rates versus Swiss franc, Graph:
Swiss National Bank (SNB), Quarterly Bulletin, 3, 2012
Die
SNB hält also ihre Fremdwährungsreserven nicht einfach in Form von Noten,
sondern investiert sie in verschiedene Anlageklassen und Währungen von Ländern mit
hoher Bonität. Während die SNB von Anfang an handelt, weigert sich die EZB, die natürliche Funktion einer Zentralbank als „lender of last resort“ wahrzunehmen.
Warum
soll es vor diesem Hintergrund als Währungskrieg gelten, wenn die
eine Zentralbank sich aus pragmatischen Gründen gegen den massiven
Aufwertungsdruck, der durch die Euro-Krise ausgelöst wurde, stemmt, während die
Untätigkeit der anderen Zentralbank, aus dogmatischen Gründen gegen die starke Abwertung
der Gemeinschaftswährung nichts zu unternehmen, geflissentlich hingenommen wird?
Die
EZB hat erst mit der Ankündigung des OMT-Programms angefangen, sich um die Märkte zu kümmern, beinahe vier Jahre
nach dem Ausbruch der Krise. Die SNB arbeitet hingegen fleissig daran, zu zeigen, dass
die expansive Geldpolitik auch in einer schweren Krise, wo die Nominalzinsen
auf der Nullgrenze liegen, funktionieren kann, und zwar in Form von QE, d.h. der
mengenmässigen Lockerung. Denn die Festlegung des Mindestkurses in einer
extremen Situation ist nicht anderes als die Fortsetzung der lockeren monetären
Bedingungen in einem von Depression geprägten Umfeld der Volkswirtschaft.
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