Mittwoch, 26. September 2012

S&P und SNB


Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) wirft in einer aktuellen Analyse der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor, mit der Festhaltung am Mindestkurs die Ungleichgewichte im Euro-Raum zu verstärken.

Die SNB hat im September 2011 einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro eingeführt, um die schwerwiegenden Folgen der Euro-Krise abzufedern. Die sich inzwischen verschärfenden rezessiven und deflationären Tendenzen in der Eurozone belasten auch die Schweizer Wirtschaft. Die Wachstumsperfektiven bleiben in der Schweiz wegen des ungüntigen internationalen Umfelds gedämpft.

Daher behält die SNB den Mindestkurs unverändert bei und unterstreicht die Bereitschaft, dazu Devisen in unbeschränkter Höhe zu kaufen. Zumal der Wechselkurs des Schweizer Frankens gemessen am realen Aussenwert nach wie vor deutlich über dem langfristigen Durchschnitt liegt und daher hoch bewertet ist.

Die SNB verkauft deswegen Franken, um Euro zu kaufen. Mit dem Euro kauft die Nationalbank Staatsanleihen, und zwar entsprechend den Anforderungen (Richtlinien und Limiten) nach Sicherheit, Liquidität und Ertrag. Dazu gehören Anleihen von öffentlichen und supranationalen Emittenten sowie Pfandbriefe mit „AAA-Rating“ (86%), mit „AA-Rating“ (9%) und mit „A-Rating“ (4%). Der grösste Teil der Anlagen wird also in Form von Staatsanleihen gehalten.


Exchange Rates versus Swiss franc, Graph: Swiss National Bank (SNB), Quarterly Bulletin, 3, 2012

Die SNB hält also ihre Fremdwährungsreserven nicht einfach in Form von Noten, sondern investiert sie in verschiedene Anlageklassen und Währungen von Ländern mit hoher Bonität. Während die SNB von Anfang an handelt, weigert sich die EZB, die natürliche Funktion einer Zentralbank als „lender of last resort“ wahrzunehmen.

Warum soll es vor diesem Hintergrund als Währungskrieg gelten, wenn die eine Zentralbank sich aus pragmatischen Gründen gegen den massiven Aufwertungsdruck, der durch die Euro-Krise ausgelöst wurde, stemmt, während die Untätigkeit der anderen Zentralbank, aus dogmatischen Gründen gegen die starke Abwertung der Gemeinschaftswährung nichts zu unternehmen, geflissentlich hingenommen wird?

Die EZB hat erst mit der Ankündigung des OMT-Programms angefangen, sich um die Märkte zu kümmern, beinahe vier Jahre nach dem Ausbruch der Krise. Die SNB arbeitet hingegen fleissig daran, zu zeigen, dass die expansive Geldpolitik auch in einer schweren Krise, wo die Nominalzinsen auf der Nullgrenze liegen, funktionieren kann, und zwar in Form von QE, d.h. der mengenmässigen Lockerung. Denn die Festlegung des Mindestkurses in einer extremen Situation ist nicht anderes als die Fortsetzung der lockeren monetären Bedingungen in einem von Depression geprägten Umfeld der Volkswirtschaft.

Keine Kommentare: