Montag, 3. September 2012

Herausforderungen für die Schweiz als Finanzplatz


Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat heute in einem Referat in Zürich zum Thema „Herausforderungen für die Schweiz als Finanzplatz“ Stellung genommen.

Jordan sieht diverse Herausforderungen, die von der Schweizer Finanzindustrie bewältigt werden müssen: (1) wealth management, (2) residential mortgages und (3) regulatory measures („too-big-to-fail“-Problematik).

Ad 1) Vermögensverwaltung: (a) Die Erträge stehen weiterhin unter Druck. (b) Der Wettbewerb verschärft sich und (c) Banken müssen internationale Standards umsetzen.

Ad 2) Ungleichgewichte im Markt für Wohnliegenschaften: Da die Wohnliegenschaften rund 70% der Vermögenswerte der inländischen Banken ausmachen, müssen die Risiken hierbei genau beobachtet werden. Es gibt derzeit Anzeichen von Überbewertung in einigen Regionen wie Genf, Zürich und Zug. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Banken gut-kapitalisiert sind und umsichtige Kredit-Standards verwenden.

Ad 3) Die systemrelevanten Banken: Die Banken  müssen sich auf die neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen, die sich auf die „too-big-to-fail“-Problematik beziehen, einstellen. Die grossen Banken genossen in der Vergangenheit eine implizite Staatsgarantie, was dazu führte, dass die Finanzierungskosten für die betroffenen Banken gesunken sind. 

Darüber hinaus kam es aber zu weiteren Störungen in den Bereichen „leverage“ (Fremkapital-Einsatz), übermässige Risikobereitschaft und Vergütung. Mit einer Reihe von Massnahmen müssen diese Probleme angegangen werden, wie z.B. neue Eigenkapitalanforderungen, recovery plans und organisatorische Massnahmen.

Jordan hat zugleich hervorgehoben, dass die SNB die Aufgabe hat, für die Preisstabilität zu sorgen und gleichzeitig der wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung zu tragen.

Die SNB bemüht sich daher, die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems durch Verringerung der systemischen Risiken zu stärken. Ein wichtiges Element ist der antizyklische Kapitalpuffer. Dieses flexible Instrument (CCB: countercyclical capital buffer) verbessere laut Jordan die Fähigkeit des Bankensystems, Verluste zu absorbieren und helfe, dem Aufbau von Übertreibungen entgegenzuwirken.

Die SNB hat jedoch bisher keinen Antrag auf Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers (CCB) gestellt. Aus zwei Gründen: (I) Es gibt einige Anzeichen für eine mögliche Abschwächung der Preis-Dynamik im Markt für Wohnimmobilien, (II) Am 1. Juni 2012 wurden eine Verschärfung der Eigenmittelanforderungen für Hypothekarkredite sowie eine Revision der Selbstregulierung im Hypothekarbereich angekündigt.

Beide Massnahmen bezwecken laut SNB eine dämpfende Wirkung auf die Immobilienpreis- und Hypothekardynamik.

Im Zusammenhang mit Regulierung betont Jordan zwei aus seiner Sicht wichtige Grundsätze:

(a) Die Behörden sollen den Rahmen für das Finanzsystem definieren, aber nicht ein spezifisches Geschäftsmodell für die Industrie, was bedeutet, dass die Unternehmen und Einzelpersonen die Entscheidungen selber treffen, welches Geschäftsmodell sie vorziehen und wie sie sich dem wandelnden Umfeld anpassen.

(b) Jordan sagt, dass es schwierig sei, dass die Banken ohne einen berechenbaren Satz von Regeln und dazugehörigen Interpretationen arbeiten können. Daher soll das Augenmerk danach gerichtet werden, das Rahmenwerk von „Basel III“ weltweit konsistent und konsequent umzusetzen.

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