Was
man über Deutschland wissen muss, ist wahrscheinlich irgendwo in Goethes Faust
zu finden, schreibt Wolfgang Münchau
in einem lesenswerten Kommentar („Draghi
is the devil in Weidmann’s eurozone drama“) in FT.
Es
ist aber selten, dass die Weisheit sich im zweiten Teil der Tragödie finden
lässt, einem der am meisten verehrten und am wenigsten gelesenen Bücher der
deutschen Literatur, schildert der Kolumnist der britschen Wirtschaftszeitung.
Jemand,
der etwas wirklich Bemerkenswertes daraus gegraben hat, war Jens Weidmann. Der Präsident der
Bundesbank zitiert Mephistos Ratschlag an den Kaiser, Geld zu drucken, wenn es
an Geld mangelt.
Mephistos
Rede fasst den ultimativen Albtraum Deutschlands über das Fiatgeld und die
Währungsunion zusammen, legt Münchau dar. Es war eindeutig aus dem Zusammenhang
und dem Timing der Rede, dass Weidmann Mario
Draghi in der Role des heutigen Mephisto sieht, obwohl er es explizit nicht
gesagt hat.
Über
die konkreten Massnahmen der EZB im Rahmen des OMT-Programms hinaus findet jetzt in der akademischen Gemeinschaft eine Debatte
statt, was uns aus der Perspektive von Faust und Weidmann jenseits der Hölle
führen könnte, argumentiert der Direktor
des Wirtschaftsinformationsdienstes „Eurointelligence“.
Gemeint
ist die Debatte über die Steuerung des nominalen BIP (NGDP
Targeting), wo eine Zentralbank nicht mehr die Inflationsrate stabilisiert,
sondern sich stattdessen darauf konzentriert, das nominale BIP zu
stabilisieren. Man denke sich dabei das nominale BIP als die Summe aus dem "realen BIP + Inflation" aus. Fällt das reale BIP, muss die Zentralbank die
Inflation höher treiben, um das nominale BIP zu steuern.
Man
betrachte nun das Ganze aus Sicht eines deutschen Konservativen, der regelmässig
Zeitung liest, und dabei jahrzehntelang mit Fehlinformationen über das
Funktionieren einer modernen Wirtschaft gefüttert wird.
Ihm wird als eine
Tatsache erzählt, dass ein Anstieg der Geldmenge und der Kauf von
Staatsanleihen zu einem Anstieg der Inflation mittelfristig führen. Und die
Zeitungen erteilen sogar Ratschläge, wie die Leser sich vor der gewissen Abwertung
des Euro schützen können, hebt der Autor des Buches „Makrostrategien“ hervor.
Fazit: Weidmann hat nun, indem er
Mephisto zitiert hat, die Angst in Hysterie umgewandelt, fasst Münchau zusammen.
PS:
Fiatgeld (fiat money) ist das von einer Zentralbank geschaffene Geld, dessen
Wert nicht an ein Metall, wie z.B. Gold gebunden ist. Das Geld hat per gesetzliches
Zahlungsmittel ein Monopol.
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