Montag, 24. September 2012

Eurozone Tragödie


Was man über Deutschland wissen muss, ist wahrscheinlich irgendwo in Goethes Faust zu finden, schreibt Wolfgang Münchau in einem lesenswerten Kommentar („Draghi is the devil in Weidmann’s eurozone drama“) in FT.

Es ist aber selten, dass die Weisheit sich im zweiten Teil der Tragödie finden lässt, einem der am meisten verehrten und am wenigsten gelesenen Bücher der deutschen Literatur, schildert der Kolumnist der britschen Wirtschaftszeitung.

Jemand, der etwas wirklich Bemerkenswertes daraus gegraben hat, war Jens Weidmann. Der Präsident der Bundesbank zitiert Mephistos Ratschlag an den Kaiser, Geld zu drucken, wenn es an Geld mangelt.

Mephistos Rede fasst den ultimativen Albtraum Deutschlands über das Fiatgeld und die Währungsunion zusammen, legt Münchau dar. Es war eindeutig aus dem Zusammenhang und dem Timing der Rede, dass Weidmann Mario Draghi in der Role des heutigen Mephisto sieht, obwohl er es explizit nicht gesagt hat.

Über die konkreten Massnahmen der EZB im Rahmen des OMT-Programms hinaus findet jetzt in der akademischen Gemeinschaft eine Debatte statt, was uns aus der Perspektive von Faust und Weidmann jenseits der Hölle führen könnte,  argumentiert der Direktor des Wirtschaftsinformationsdienstes „Eurointelligence“.

Gemeint ist die Debatte über die Steuerung des nominalen BIP (NGDP Targeting), wo eine Zentralbank nicht mehr die Inflationsrate stabilisiert, sondern sich stattdessen darauf konzentriert, das nominale BIP zu stabilisieren. Man denke sich dabei das nominale BIP als die Summe aus dem "realen BIP + Inflation" aus. Fällt das reale BIP, muss die Zentralbank die Inflation höher treiben, um das nominale BIP zu steuern.

Man betrachte nun das Ganze aus Sicht eines deutschen Konservativen, der regelmässig Zeitung liest, und dabei jahrzehntelang mit Fehlinformationen über das Funktionieren einer modernen Wirtschaft gefüttert wird. 

Ihm wird als eine Tatsache erzählt, dass ein Anstieg der Geldmenge und der Kauf von Staatsanleihen zu einem Anstieg der Inflation mittelfristig führen. Und die Zeitungen erteilen sogar Ratschläge, wie die Leser sich vor der gewissen Abwertung des Euro schützen können, hebt der Autor des Buches „Makrostrategien“ hervor.

Fazit: Weidmann hat nun, indem er Mephisto zitiert hat, die Angst in Hysterie umgewandelt, fasst Münchau zusammen.

PS:

Fiatgeld (fiat money) ist das von einer Zentralbank geschaffene Geld, dessen Wert nicht an ein Metall, wie z.B. Gold gebunden ist. Das Geld hat per gesetzliches Zahlungsmittel ein Monopol.

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