Samstag, 22. September 2012

Fed-Sprache mit QE3 und erwartete Inflation


Falken bei der Fed sind verärgert, dass die erwartete Inflation seit der Ankündigung von QE3 durch den Fed-Chef Ben Bernanke angestiegen ist, wie Tim Duy in seinem Blog zusammenfasst.

Die Abbildung zeigt den Verlauf des sog. TIPS Spreads, der Differenz zwischen der Rendite der nominalen US-Treasury Bonds und der Rendite der inflationsgeschützten US-Treasury Bonds (der sog. TIPS).

Ist es ein alarmierendes Zeichen? Ganz im Gegenteil: es ist der Hauptzweck der Übung, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. In einfachen Modellen, die sich auf Erwartungen basierenden Bemühungen stützen, um aus einer Liquiditätsfalle zu kommen, ist es die einzige Möglichkeit, dass die Fed eine höhere Inflation verspricht, sobald die Liquiditätsfalle vorbei ist, erklärt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises. Inflationserwartungen sind das Hauptziel und ein Anstieg der erwarteten Inflation ist eine Besonderheit, keine Störung.

Worüber reden aber die Falken bei der Fed? Das Problem ist die Indirektheit der Sprache von Bernanke, die Verwirrung stiftet, dass der Weg zum Inflationsziel eher implizit ist, als explizit, hält Krugman fest.


US TIPS Spread (10 Jahre), d.h. Break-even Inflation, d.h. Inflationserwartungen, Graph: Prof. Paul Krugman

Es ist nicht unverständlich, was Bernanke macht. Da viele Menschen nicht bereit sind, der Realität ins Auge zu sehen, bleiben die sprachliche Formulierungen des Fed-Präsidenten unklar, was das angestrebte Ziel der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik anbelangt. Die Verschwommenheit hat jedoch auch Vorteile, betont Krugman, was genauso für andere Zielwerte gilt, wie z.B. Steuerung eines nominalen BIP, wo es hauptsächlich auch um Inflation geht, was aber explizit nicht erwähnt wird.

Für Krugman verfolgen also Inflation Targeting und NGDP Targeting dasselbe Ziel.

Nick Rowe bemerkt dazu in seinem Blog, dass  er damit einverstand sei, dass die Fed-Sprache nicht so klar sei, wie sie sein sollte. Aber der an der University of Carleton, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor denkt nicht, dass es bei der Steuerung des nominalen BIP (NGDP) um Inflation Targeting gehe. Die Steuerung eine höheren nominalen BIP sei wie ein Portfolio, welches aus Inflation und realem BIP-Wachstum bestehe. Es gelte das Prinzip, nicht alle Eier in einen Korb zu legen.

Wir wissen vier Dinge nicht, hebt Rowe hervor:

(1) wir wissen nicht, welche Steigung die kurzfristige Phillips Kurve (SRPC) hat.

(2) wir wissen nicht, welche relative Auswirkungen der Nominal- und Real-Zinssatz haben. Für einen gegebenen Nominalzinssatz würde ein Anstieg der erwarteten Inflation zu einem Rückgang des Realzinssatzes und zu einem Anstieg der aggregierten Nachfrage führen. Für einen gegebenen Realzinssatz würde ein Anstieg des erwarteten realen Wirtschaftswachstums einen Anstieg der aggregierten Nachfrage verursachen.

(3) wir wissen nicht, wie schnell und um viewiel die SRPC sich nach oben verlagern würde, wenn die erwartete Inflation um 1% stiege. Begründung: wir wissen nicht, welches Modell das richtige ist? Calvo Modell oder ein anderes Modell?

(4) wir wissen nicht, wie ein kurzfristiger Angebotsschock (supply shock), m.a.W. ein Preisschock die SRPC verschieben würde.

Rowe vertritt daher die Ansicht, dass die Fed-Sprache keine Rolle spiele, solange wir die genannten vier Dinge nicht kennen. Es wäre darum nicht richtig, zu sagen, dass ein NGDP Target letztlich v.a. mit Inflation zu tun hat.

Die Steuerung eines nominalen BIP sei viel mehr so, wie wenn man die Hälfte der Eier in den Inflationskorb und die andere Hälfte in den Real-Wachstum-Korb lege. Der eine Korb müsste funktionieren, auch wenn der andere scheitern sollte. Die beiden Körbe sind sogar wegen der ungewissen Steigung der SRPC (short run Phillips curve) negativ korreliert, schildert Rowe als Schlussfolgerung.

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