John Boehner, Sprecher des Repräsentantenhauses beklagt, dass die Staatsverschuldung die 16 Billionen-$-Schwelle überschritten
hat, und dass die Verschuldung seit Obamas Amtsantritt um 5 Billionen $
zugenommen hat.
Boehner
stellt zwei Behauptungen auf: (1) die Verschuldung ist das Ergebnis der
Wirtschaftspolitik Obamas, und (2) die Verschuldung lastet auf dem
Wirtschaftswachstum.
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1) Es ist wahr, dass die Staatsverschuldung gestiegen ist. Obamas Politik hat
jedoch rund 1‘440 Mrd. $ dazu beigetragen, und die Hälfte davon entfällt auf
das Konjunkturprogramm (stimulus),
bemerkt Mark Thoma in einem
lesenswerten Artikel („National debt
passes $16 trillion: Should you worry?“) in CBS Money Watch.
Die
Steuersenkungen, Kriege und andere politische Massnahmen, bevor Obama das Amt
übernahm, haben im Gegensatz im Haushalt eine Lücke von 5‘000 Mrd. $ geöffnet.
Das heisst mehr als dreimal so viel. Wenn es eine Schuldzuweisung geben soll,
dann geht ein guter Anteil auf die Kappe von Präsident Bush.
Wie
kann es aber sein, dass Obamas Wirtschaftspolitik 1‘440 Mrd. $ dazu beiträgt,
obwohl die Verschuldung seit seinem Amtsantritt um rund 5‘000 Mrd. $ geklettert
ist? Die Antwort ist die Rezession.
Während einer Rezession fallen die Einnahmen der öffentlichen Hand, weil
Einkommen fallen und die Ausgaben für bestehende Sozialleistungen wie
Arbeitslosengeld und Essensmarken steigen. Das Ergebnis ist ein höheres
Haushaltsdefizit. Obama hat aber die Rezession nicht verursacht. Die Rezession
war bereits auf dem Weg, als Obama das Amt antrat. Präsident kann also dafür
nicht verantwortlich gemacht werden, dass die Staatsverschuldung gestiegen ist,
legt Thoma dar.
Abschwung
und Vermächtnis der Wirtschaftspolitik von Bush, Graph: CBPP, Center on Budget
and Policy Priorities
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2) Die 1’440 Mrd. $ Schulden, die Obamas Wirtschaftspolitik dazu beigetragen
hat, beinträchtigt die Erholung der Wirtschaft. Es ist genau das Gegenteil
richtig, hebt der an der University of
Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Das Stimulus-Paket hat nicht aus der Krise geführt, weil die Probleme viel
zu gross gewesen sind. Aber das Konjunkturprogramm hat verhindert, dass die Dinge
sich verschlimmert haben.
Es
bedeutet nicht, dass die Verschuldung harmlos ist. Die grösste Gefahr ist, wenn
die Verschuldung zunimmt, dass die Zinsen steigen und Investitionen zurückgehen
und das Wirtschaftswachstum beinträchtigt wird. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie
es passieren kann. (i) wenn der Staat versucht, einen Anstieg der Verschuldung
durch die Kreditaufnahme zu finanzieren. Die erhöhte Nachfrage nach Darlehen
würde den Preis von Darlehen, d.h. die Zinssätze höher treiben.
Aber
wenn die Produktionsfaktoren in einer Volkswirtschaft nicht ausgelastet sind,
wenn also eine negative Produktionslücke (output
gap) vorherrscht, wo Banken und Unternehmen Geld aufstapeln, gibt es wenig,
wenn überhaupt, einen Druck auf die Zinssätze, d.h. den Preis von Darlehen,
wenn der Staat Kredit aufnimmt, um die Schulden zu finanzieren. Das heisst,
dass sich, anders als bei Vollbeschäftigung, aus Deficit Spending netto positive Effekte ergeben, erläutert Thoma.
(ii)
Die zweite Möglichkeit, dass höhere Schulden die Zinsen höher treiben, ist, wenn
die Verschuldung einen kritischen Grenzwert überschreitet und die Kreditgeber,
was die Rückzahlung der Kredite betrifft, nervös werden. Derzeit gibt es aber
keine Anzeichen, dass die Menschen, die an die USA Geld leihen (d.h. US-Staatsanleihen
kaufen) sich Sorgen über die Zahlungsfähigkeit der USA machen, legt Thoma dar.
Fazit: Sprecher Boehners Warnung vor
steigender Verschuldung ist auf lange Sicht richtig. Das Kostenproblem im
Gesundheitswesen muss gelöst werden, um einen weiteren Anstieg der Schulden auf
riskante Höhen zu vermeiden. Aber auf kürzere Sicht, wie in der Gegenwart, sind
die Bedenken falsch, da die gesamtwirtschaftlichen Produktionsfaktoren nach wie
vor unter Vollbeschäftigung verbleiben. Deficit
Spending belastet die Wirtschaft nicht, solange die Schulden die kritische
Schwelle nicht übersteigen, wo die Investoren sich um die Zahlungsunfähigkeit (default) sorgen.
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