Sonntag, 2. September 2012

Arbeitslosigkeit ist derzeit nicht strukturell bedingt


Ed Lazear, der Vorsitzende (2006-2009) des Wirtschaftsbeirates der US-Regierung unter George W. Bush sagt, dass das Problem der Arbeitslosigkeit nicht strukturell ist, sondern auf die mangelhafte Nachfrage zurückzuführen ist.

Michael S. Derby (via Mark Thoma) geht  in einem Artikel („True Cause of High Unemployment Is Basic Economic Weakness“) in WSJ der Frage nach, ob der Arbeitsmarkt aufgrund struktureller Veränderungen schwach ist oder eine mangelnde Nachfrage der wahre Faktor ist, der die Arbeitslosigkeit so hoch hält?

Die Antwort ist nicht nur akademisch: wenn eine mangelnde Nachfrage hinter der hohen Arbeitslosigkeit steht, kann die Fed die Situation via geldpolitische Impulse festmachen. Strukturelle Probleme sind jedoch ausserhalb der Reichweite dieser Abhilfemassnahmen, hebt Derby hervor.

In einer gestern präsentierten Forschungsarbeit auf der Jahreskonferenz von Jackson Hole bei der Kansas City Fed argumentieren Edward Lazear, Standford Graduate School of Business und James Spletzer, Census Bureau, dass das, was die Wirtschaft derzeit plagt, in der Tat ein Nachfrageproblem ist.

Eine Analyse der Arbeitsmarkt-Daten legt nahe, dass es keine strukturellen Veränderungen gibt, die den Verlauf der Arbeitslosenquote in den letzten Jahren erklären könnten, wie die Autoren unterstreichen. Weder gewerbliche noch demographische Verlagerungen noch eine Fehlanpassung (mismatch of skills) der Fertigkeiten der Arbeitnehmer mit den Stellenangeboten steckt hinter dem Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Unterdessen spielen einige der Trends, die bisher das strukturelle Argument gestützt hatten, wie der Rückgang der Fabrik-Jobs (wechselnde Erwerbsquote und die Vorteile der Ausbildung in Bezug auf das Lohnwachstum) für eine lange Zeit eine Rolle, bevor die gegenwärtigen Störungen in Wirtschaft auftauchten, betonen die Autoren.

Lazear und Spletzer widerlegen die Idee, dass die lange Dauer der Arbeitslosigkeit, die in letzter Zeit beobachtet wird, ein Zeichen des Strukturwandels ist. Sie verknüpfen die längere Dauer der Arbeitslosigkeit an die Tiefe des konjunkturellen Abschwungs, indem sie argumentieren, dass die gegenwärtige Rezession sich grundsätzlich von den vorherigen unterscheidet: abgesehen davon ist die derzeitige Rezession viel schlimmer.

Einige der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der Fed, die im Publikum sassen, um sich diesen Vortrag anzuhören, hatten bisher das Argument, dass die Arbeitslosigkeit strukturell sei, vorgetragen, um weitere Stützungsmassnahmen für die Wirtschaft zurückzuweisen, ergänzt Mark Thoma dazu in seinem Blog

Wenn die Volkswirtschaft eine Wissenschaft ist, die auf Evidenz basiert, und der Berg von Evidenz in dieselbe Richtung hindeutet, dann müssten die Fed-Vertreter ihre Meinung ändern, und mehr akkommodierende Politik an den Tag legen. Die potenziellen Vorteile dessen, mehr zu unternehmen, sind grösser als sie einschätzen, hält der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Dasselbe gilt auch für die Fiskalpolitik. Die Theorie und Evidenz werden zugunsten von falschen Argumenten ignoriert. Es ist laut Thoma sehr frustrierend.

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