Sonntag, 2. September 2012

Liquiditätsfalle: Geld- vs. Fiskalpolitik


Die Geldpolitik ist in einer tiefen Depression unwirksam. Grund: die Nominalzinsen liegen auf der Nullgrenze (zero lower bound). Der volkswirtschaflliche Zustand, wo die Geldpolitik nicht eingesetzt werden kann, oder sogar versagt, ist als Liquiditätsfalle bekannt. Eine Liquiditätsfalle tritt stets ein, wenn die Kreditnachfrage zum Erliegen kommt.

Die Leserschaft fragt dieser Tage öfters, was sie davon halten soll, wenn Paul Krugman die Geldpolitik als unwirksam erklärt, aber gleichzeitig Ben Bernanke beschimpft, weil der Fed-Chef nicht mehr unternimmt. Was ist nun?

Krugman erläutert jetzt in  seinem Blog, dass es kein Widerspruch ist. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor deutet auf die gestern in Jackson Hole vorgetragene Forschungsarbeit von Michael Woodford hin.

Was Woodford veranschaulicht, ist der Punkt, wo die Zweifler der Liquiditätsfalle für eine lange Zeit vortragen, eigentlich seit 1998, als Krugman seine Analyse darüber vorlegte. Die gegenwärtige Geldpolitik ist in einer Liquiditätsfalle in der Tat unwirksam, aber es gibt noch Spielraum für Massnahmen durch die Zentralbank in der Form von glaubwürdigen Versprechen, auch künftig an der lockeren Geldpolitik festzuhalten, wenn die Wirtschaft nicht mehr auf der Zinsnullgrenze liegt.

Die Schwierigkeit ist, wie solche Versprechen (Verpflichtungen) glaubwürdig gemacht werden können. Was ist mit Fiskalpolitik? Wie Woodford in einer früheren Forschungsarbeit hervorhebt, erfordert Fiscal Stimulus in einer Liquiditätsfalle nicht, dass man den Markt überzeugen muss, dass man sich in der Krise anders verhalten will als sonst gewohnt. 

Es kommt nicht auf die Erwartungen an, überhaupt nicht. Der Staat geht hin und schafft Arbeitsplätze. Es würde also sehr viel Sinn machen,  für Stimulus als die wichtigste unmittelbare Reaktion auf den schweren Abschwung zu plädieren.

Ist es aber nicht schwer, das Argument für Fiscal Stimulus politisch zu vermarkten? Ja, antwortet Krugman. Was sollen also gut gesinnte Ökonomen unternehmen, wenn sowohl die Geld- als auch die Fiskal-Politik zu kurz greifen? Die Antwort: für beides werben. Das ist genau der Standpunkt, der von Krugman vertreten wird.

Das ist zugleich auch der Ansatz, der von Mark Thoma befürwortet wird. Thoma ist der Ansicht, dass nicht alle Eier in einen Korb (entweder Geld- oder Fiskal-Politik) gelegt werden sollen. 

Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor war zuletzt besorgt, dass auf die Geldpolitik zu viel Wert gelegt werde, was die fiskalpolitischen Entscheidungsträger aus der Verantwortung nimmt, die eigentlich jetzt in die Debatte eintreten müssten, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Die Fiskalpolitik kann eine wichtige Rolle spielen. Die Fiskalpolitik hat nicht das Problem in Bezug auf die Glaubwürdigkeit, was die Geldpolitik plagt.

Fazit: Sowohl Geld- als auch die Fiskalpolitik müssen vorangetrieben werden. Weder die eine noch die andere allein reicht aus, um die Aufgabe zu lösen.

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