Brad DeLong verweist in seinem Blog darauf, wie Niall Ferguson an der aktuellen Forschungsarbeit („Ultra
Easy Monetary Policy and the Law of Unintended Consequences“) von William White Gefallen findet, wo aber
Wichsell falsch ausgelegt wird.
Paul Krugman bemerkt dazu in seinem Blog, dass es bei Whites Analyse um einen verzweifelten Versuch handelt,
aus irgendeinem Grund trotz einer zutiefst angeschlagenen Wirtschaft (Depression)
und in Abwesenheit eines offensichtlichen Preisdrucks eine Erhöhung der Zinsen aufzufordern.
Wie
erklärt sich aber die Verzweiflung? Es gibt Zentralbanker, die die Idee der
lockeren Geldpolitik (easy money)
verabscheuen. Und der Wunsch, die Zinsen zu erhöhen, ist eng mit politischen
Rechten verbunden, argumentiert Krugman. Kein Wunder also, dass Ferguson die zitierte
Forschungsarbeit gut findet. Das Ganze hält sich aber nicht zusammen. Denn wie
DeLong schreibt, ist es nicht angemessen, Knut
Wichsell heranzuziehen, um den Ruf nach einer Zinserhöhung zu
rechtfertigen.
Wichsell
war ein pro-Keynes Makro-Theoretiker, der einen Weg aufgezeigt hat, wie über
Booms und Einbrüche in Bezug auf die Differenz zwischen dem Marktzins und dem
„natürlichen“ Zins, wo die geplanten Ersparnisse und geplanten Investitionen
bei Vollbeschäftigung übereinstimmen, nachzudenken ist. Es kommt zu einem Boom,
wenn der Marktzins unter dem „natürlichen“ Zins liegt, und es kommt zu einem
Einbruch, wenn das Gegenteil der Fall ist.
Das
ist eigentlich eine Sicht, die mit der IS-LM-Analyse im Einklang steht, legt Krugman dar und deutet auf die folgende
Abbildung hin.
IS-LM Analyse, Graph: Prof. Paul Krugman
r:
Zinssatz, S: Ersparnisse, I: Investitionen
Warum
würde eine Wicksellian Analyse erklären, dass die Geldpolitik zu locker ist?
White nimmt einfach an, dass der „natürliche“ Zins gleich der Wachstumsrate des
weltweiten Produktionspotenzials ist. Und warum wissen wir es?
Der
„natürliche“ Zinssatz muss auf einer PPE-Basis bemessen werden, sowie
„Probieren über Studieren geht“. Wenn die Wirtschaft aufgrund unzureichender
Nachfrage in Depression steckt, was heute der Fall ist, dann besagt diese
Tatsache, dass der natürliche Zinssatz unterhalb, nicht oberhalb des Marktzinssatzes
ist. Es ist also die Evidenz der gleichen Sache wie die Fähigkeit der
Regierung, grosse Defizite zu fahren, ohne dass die Zinsen steigen.
Und
wir wissen sehr gut, warum der natürliche Zinssatz gegenwärtig depressiv ist:
Schuldenüberhang, eine geplatzte Immobilienblase und eine verfrühte Austerität.
Krugman
vertritt daher die Ansicht, dass White und andere der „fallacy of immaculate inflation“ (mehr dazu hier) zum Opfer zu fallen scheinen: Die Inflation muss durch den Markt-Prozess
vorangehen. Die Nachfrage nach einigen Produkten muss steigen oder das Angebot
muss fallen.
Jeder
Versuch, eine Geschichte über Inflationsrisiken zu erzählen, wo nicht erklärt
wird, woher die überschüssige Nachfrage nach Gütern kommen soll, ist unbedingt
monäterer Hokuspokus, hält Krugman fest. Es gibt heute dennoch bedeutende
Kräfte in Politik und Wirtschaft, die auf diesen Hokuspokus zurückgreifen, um
gegen die wirtschaftspolitischen Massnahmen zu argumentieren, die der Erholung
der Wirtschaft beitragen könnten.
PS:
Mehr
zum Thema immaculate inflation von Karl Smith.
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