(Nur für Streber)
Es
gibt allem Anschein nach ein weit verbreitetes Missverständnis, was eine mehr
oder weniger keynesianische Sicht für die Probleme Europas tatsächlich
impliziert.
Viele
Leute scheinen zu denken, dass es bedeutet, dass (a) die interne Abwertung (internal
devaluation) nie funktioniert, und (b)
jedes Anzeichen für die Erholung der Wirtschaft, selbst eine partielle
Erholung, belege, dass Keynes und Krugman falsch liegen, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.
Nichts
davon ist richtig.
Vor
diesem Hintergrund deutet Krugman auf ein mehr oder weniger orthodoxes (sticky-price open economy) makroökonomisches
Modell hin, welches von Menzie Chinn
in einer Forschungsarbeit präsentiert wird. Der an der University of Wisconsin, Madison lehrende Wirtschaftsprofessor analysiert den Prozess der internen Abwertung und liefert
die folgende Abbildung. Obwohl die Analyse nicht unter dem Label „internal devaluation“ erfolgt, geht es
um dieselbe Thematik.
Anpassung
unter dem Regime „fixed exchange rates“, Graph:
Prof. Menzie Chinn
Die
gesamtwirtschaftliche Angebotskurve verschiebt sich im Verlauf der Zeit nach
unten, und führt damit (a) zu einem Rückgang des Preisniveaus, (b) zu einer realen
Abwertung und (c) zu einem Anstieg der Produktion (output). Der Prozess geht zu Ende, wenn die Produktion auf ihr
natürliches Niveau zurückgekehrt ist.
Die
schrittweise erfolgende Deflation erhöht im Laufe der Zeit die
Wettbewerbsfähigkeit und führt die Erholung der Wirtschaft in Richtung
Vollbeschäftigung, was einen Zeitraum über dem normalen Wirtschaftswachstum
impliziert, aber auch ein über dem normalen Wirtschaftswachstum liegenden
Exportvolumen. Der Ansatz „internal
devaluation“ wird also nicht widerlegt. Es ist genau das, was das Modell
besagt, wie Krugman hervorhebt.
Der
Punkt ist, dass es (1) lange dauern kann und es (2) mit massiven Schmerzen
einhergeht. Wenn dem so ist, ist zu fragen, warum die EU dennoch auf dem harschen
Austeritätskurs beharrt?
Die
Austeritätspolitik könnte die Anpassung durch höher Treibung der Arbeitslosigkeit
beschleunigen. Aber wenn das grösste Problem tatsächlich die Aufrechterhaltung
des sozialen und des politischen Zusammenhalts ( cohesion) ist, was je offensichtlich der Fall
ist, dann ist die Austerität in der Tat kontraproduktiv, auch für die Gläubiger-Länder.
PS:
Greg Ip informiert Krugman über das Kapitel 3 (“Coping with high debt and sluggish growth”) des aktuellen World Economic Outlook (WEO) des
IWF, wo u.a die Versuche der Länder im Euro-Raum, die Wirtschaft durch die
Austerität und interne Abwertung anzukurbeln, analysiert wird: Grossbritanniens
Rückkehr zum Goldstandard nach dem Ersten Weltkrieg.
„Die
britische Regierung hat einen Policy-Mix
bestehend aus einem schweren Sparkurs und einer straffen Geldpolitik implementiert,
um die Ziele zu erreichen“
„Die
Ausgaben wurden gekürzt und die hohen Steuersätze wurden beibehalten. Die Bank
of England hat 1029 die Zinsen auf 7% erhöht, um die Parität der Vor-Kriegszeit
zu fördern, was mit Deflation und ausserordentlich hohen Realzinsen einherging“.
Es
ist traurig, zu sagen, dass die Confindence Fairy („Vertrauen Fee“) nicht erschienen ist. Grossbritannien
erlitt eine anhaltende wirtschaftliche Stagnation schon vor dem Beginn der
Weltwirtschaftskrise.
Die
Austeritätspolitik hat nicht einmal die Staatsquote reduziert, weil die
Deflation und schwache Wirtschaftswachstum die Auswirkungen der Sparmassnahmen
überwogen.
Das ist sicherlich kein
gutes Omen für Europa.
PS: "internal devaluation" bedeutet in der Praxis radikale Lohnkürzungen und Sozialabbau in Verbindung von Steuersenkungen für Unternehmen.
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