Freitag, 21. September 2012

Warum GOP Arbeitnehmer verachtet


Inzwischen weiss jeder, wie Mitt Romney seine Hände in Unschuld von fast der Hälfte der Bevölkerung wäscht, wie auf einem Spender-Treffen in Boca Raton bekannt wurde: 47%, die keine Einkommensteuer zahlen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Disdain for Workers“) am Freitag in NY Times.

Unterdessen ist vielen Menschen auch bewusst geworden, dass die Hauptmasse der 47% kaum Schnorrer sind. Die meisten davon sind Arbeiterfamilien, die Lohnsteuer zahlen und ältere oder behinderte Amerikaner, die einen grossen Teil des Rests ausmachen.

Aber die Frage ist, sollen wir uns wirklich vorstellen, dass Romney und seine Partei denken würden, zu erkennen, dass die grosse Mehrheit von 47% tatsächlich harte Arbeiter sind oder waren, die Verantwortung für ihr Leben getragen hatten? Und die Antwort lautet: nein.

Die moderne Republikanische Partei hat nicht viel Respekt für die Menschen, die andere Menschen arbeiten. Die ganze Zuneigung der Partei gilt für diejenigen, die „Arbeitsplätze schaffen“, d.h. Arbeitgeber und Investoren, schildert Krugman weiter.

Übertreibt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor? Nein. Man denke an die Twitter-Nachricht von Eric Cantor, dem republikanischen Mehrheitsführer des Repräsentantenhauses am Tag der Arbeit (Labor Day): „Heute feiern wird diejenigen, die ein Risiko eingegangen sind und hart gearbeitet haben, ein Geschäft aufzubauen und den eigenen Erfolg verdienen“. Was Cantor an diesem Tag einfällt, ist, mitzuteilen, dass die Arbeitnehmer am Tag der Arbeit ihre Chefs loben sollen.

Damit der Leser nicht denkt, dass es ein persönlicher Ausrutscher gewesen ist. Man denke an Romneys Rede auf dem Parteitag der Republikaner (Republican National Convention). Was hat der Kandidat der republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2012 über die Arbeitnehmer gesagt? Eigentlich nichts, hält Krugman fest.

Woher kommt diese Verachtung für Arbeitnehmer? Zum Teil, offensichtlich, spielt der Einfluss des Geldes in Politik eine Rolle. Aber es reflektiert auch das Ausmass, zu dem die GOP von einer Vision à la Ayn Rand eingenommen wurde, wo eine Handvoll heroische Geschäftsleute für alles wirtschaftliche Wohl verantwortlich sind, während der Rest von uns nur mitfahren, legt Krugman dar.

In den Augen derer, die diese Vision teilen, verdienen die Wohlhabende eine besondere Behandlung und nicht nur in Form von niedrigen Steuern. Sie müssen auch Respekt, ja in der Tat Ehrerbietung, zu allen Zeiten geniessen. Aus diesem Grund ist auch die leiseste Andeutung des Präsidenten, dass sie Reichen wohl nicht so sind, z.B. die Banker, die sich völlig daneben verhalten haben, oder dass selbst „Schöpfer von Arbeitsplätzen“ auf die von der öffentlichen Hand errichteten Infrastruktur angewiesen sind, hektische Schreie entlockt, dass Obama ein Sozialist sei.

Der Punkt ist, dass der Boca-Moment nicht ein trivialer Fauxpass gewesen ist. Es war ein Fenster in die wahre Einstellung dessen, was aus einer Partei der Reichen durch die Reichen für die Reichen geworden ist, eine Partei, die den Rest von uns auch für eine Vortäuschung des Respekts als unwürdig erachtet.

1 Kommentar:

Johann Grabner hat gesagt…

"Payroll-Tax" ist nicht Lohnsteuer, sondern umfasst die Sozialversicherungsabgaben Arbeitslosenversicherung (FUTA) und Rentenbeitrag + Krankenversicherung ab 65 (FICA). Die Grenzen hier sind niedriger (für FUTA sind zB nur $7000 im Jahr frei) als für die Einkommenssteuer, daher gibt es viele Arbeiter, die auf ihren Mindestlohn zwar Sozialabgaben zahlen, aber keine Einkommenssteuer.