Freitag, 7. September 2012

EZB und ausstehende kurzfristige Staatspapiere für OMT


Die EZB hat gestern angekündigt, im Rahmen des neuen Anleihen-Ankaufprogramms (genannt OMT: outright monetary transactions) Staatsanleihen mit Laufzeiten von 1 bis 3 Jahren im Sekundärmarkt zu kaufen.

Um welche Staatsanleihen geht es im Einzelnen?

Das Volumen der spanischen Staatspapiere (Bonos) mit der vergleichbaren Laufzeit beläuft sich nach Angaben von Morgan Stanley auf 177 Mrd. Euro, wovon 44 Mrd. Euro von non-financial ausländischen Investoren gehalten werden.

Das Volumen der ausstehenden italienischen Staatspapiere (BTPs) mit der vergleichbaren Laufzeit beträgt 309 Mrd. Euro, wovon 93 Mrd. Euro sich in den Händen von non-financial ausländischen Investoren befinden.

Zum Vergleich: Die EZB hatte im Rahmen des SMP, dem Vorgänger-Programm von OMT BTPs im Wert von ca. 110 Mrd. Euro und Bonos im Wert von ca. 30 Mrd. Euro gekauft.

Das heisst, dass die EZB heute in der Lage wäre, die Renditen tiefer zu drücken.


Kreditvergabe-Quoten von MFI an NFC zwischen Peripherie und Kern der Euro-Zone, Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley
MFI: monetary financial institutions
NFC: non-financial corporates

Das erklärte Ziel der EZB im OMT-Programm ist „die Einheitlichkeit (singleness) unserer Geldpolitik zu erhalten und die ordnungsmässige Übermittlung unserer geldpolitischen Haltung auf die Realwirtschaft in der gesamten Region sicherzustellen“.


Spanische Staatsanleihen mit Laufzeiten von 1 bis 3 Jahren, Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley

Zum Balkendiagramm; gelb: ausstehende Staatsanleihen, grün: die Staatsanleihen, die von ausländischen Investoren gehalten werden

Da die ganze Architektur rund um das OMT-Programm pro-zyklisch ist, ist sie daher potentiell selbstschädigend, wie Laurence Mutkin in seiner heute vorgelegten Analyse hervorhebt.

Die Aktivierung des OMT-Programms setzt weitere Austerität (fiscal austerity) voraus. Eine solche pro-zyklische Politik würde, wenn die historische Erfahrung nicht täuscht, siehe z.B. Portugal und Griechenland, die Rezession wahrscheinlich vertiefen und die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen des betroffenen Landes verschlechtern.

Die Fortsetzung der Austeritätspolitik würde auf dem Wirtschaftswachstum lasten und die Wachstumsaussichten in der gesamten Euro-Zone beeinträchtigen, was Keynes mit Paradox of Thrift (Sparparadoxon) beschreibt.

PS:

Eine brilliante Analyse aus politischer Sicht liefert Jens Berger in NachDenkSeiten zu OMT der EZB. Unbedingt lesenswert!

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