Die EZB hat gestern
angekündigt, im Rahmen des neuen Anleihen-Ankaufprogramms (genannt OMT: outright monetary transactions) Staatsanleihen mit Laufzeiten von 1
bis 3 Jahren im Sekundärmarkt zu kaufen.
Um welche Staatsanleihen
geht es im Einzelnen?
Das Volumen der spanischen
Staatspapiere (Bonos) mit der vergleichbaren Laufzeit beläuft sich nach Angaben
von Morgan Stanley auf 177 Mrd. Euro, wovon 44 Mrd. Euro von non-financial ausländischen Investoren gehalten werden.
Das Volumen der
ausstehenden italienischen Staatspapiere (BTPs) mit der vergleichbaren Laufzeit
beträgt 309 Mrd. Euro, wovon 93 Mrd. Euro sich in den Händen von non-financial ausländischen Investoren befinden.
Zum Vergleich: Die EZB hatte im Rahmen des SMP, dem Vorgänger-Programm von
OMT BTPs im Wert von ca. 110 Mrd.
Euro und Bonos im Wert von ca. 30
Mrd. Euro gekauft.
Das heisst, dass die EZB heute in der Lage
wäre, die Renditen tiefer zu drücken.
Kreditvergabe-Quoten von MFI an NFC zwischen
Peripherie und Kern der Euro-Zone, Graph:
Laurence Mutkin, Morgan Stanley
MFI:
monetary financial institutions
NFC:
non-financial corporates
Das erklärte Ziel der EZB im
OMT-Programm ist „die Einheitlichkeit (singleness)
unserer Geldpolitik zu erhalten und die ordnungsmässige Übermittlung unserer
geldpolitischen Haltung auf die Realwirtschaft in der gesamten Region
sicherzustellen“.
Spanische Staatsanleihen mit Laufzeiten von 1
bis 3 Jahren, Graph: Laurence Mutkin,
Morgan Stanley
Zum Balkendiagramm; gelb: ausstehende
Staatsanleihen, grün: die Staatsanleihen, die von ausländischen Investoren
gehalten werden
Da die ganze Architektur rund um das
OMT-Programm pro-zyklisch ist, ist sie daher potentiell
selbstschädigend, wie Laurence Mutkin in seiner heute vorgelegten Analyse hervorhebt.
Die Aktivierung des OMT-Programms setzt
weitere Austerität (fiscal
austerity) voraus. Eine solche pro-zyklische Politik würde, wenn die
historische Erfahrung nicht täuscht, siehe z.B. Portugal und Griechenland, die
Rezession wahrscheinlich vertiefen und die Tragfähigkeit der öffentlichen
Finanzen des betroffenen Landes verschlechtern.
Die Fortsetzung der Austeritätspolitik würde
auf dem Wirtschaftswachstum lasten und die Wachstumsaussichten in der gesamten
Euro-Zone beeinträchtigen, was Keynes mit Paradox of Thrift (Sparparadoxon)
beschreibt.
PS:
Eine brilliante Analyse aus politischer Sicht liefert
Jens Berger in NachDenkSeiten zu OMT
der EZB. Unbedingt lesenswert!
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