Das
spanische und griechische Volk machen in diesen Tagen ihrem Unmut über die
harschen Sparmassnahmen (Austerität) Luft. Warum die Aufbegehrende Recht haben,
erklärt Paul Krugman in seiner
lesenswerten Kolumne („Europe’s Austerity
Madness“) am Freitag in NY Times.
Vor
wenigen Tagen war die gängige Meinung, dass Europa endlich alles unter
Kontrolle gebracht habe. Die angekündigte Bereitstellung der EZB, wenn nötig, Staatsanleihen
aus krisengeplagten EU-Länder zu kaufen, hat die Märkte beruhigt. Alles, was
die Schuldner-Länder machen müssen, ist, sich für mehr und tiefer Austerität zu
verpflichten. Das ist die Bedingung für die Zentralbank-Kredite. Und alles wäre
gut, beschreibt Krugman.
Aber
die Liferanten der gängigen Ansicht haben vergessen, dass Menschen daran
beteiligt sind. Plötzlich werden Spanien und Griechenland durch Streiks und
Massendemonstrationen erschüttert. Die Öffentlichkeit in diesen Ländern bringt in der Tat zum Ausdruck, dass die
Belastungsgrenze erreicht ist. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem Niveau der Weltwirtschaftskrise.
Die Austerität ist zu weit gegangen. Und das bedeutet, dass es möglicherweise
keine Übereinkunft mehr gibt.
Viele
Kommentare legen nahe, dass die Bürger von Spanien und Griechenland nur das
Unvermeidbare hinauszögern. Aber die Demonstranten liegen richtig damit: weitere
Sparmassnahmen dienen keinem nützlichen Zweck.
Spanien
braucht keine Austerität mehr. Wilde Schnitte an wesentlichen öffentlichen
Dienstleistungen, um die Bedürftigen zu unterstützen, und so weiter beeinträchtigen
Perspektiven des Landes für erfolgreiche Anpassung. Warum wird aber immer mehr
Schmerz gefordert?
Lohnstückkosten in Euro-Raum,
Deutschland, Spanien und Italien im Vergleich, Graph: Prof. Paul Krugman
Teil
der Erklärung ist, dass ein Grossteil der öffentlichen Meinung im Kern Europa ,
vor allem in Deutschland, sich für eine falsche Sicht der Situation stark engagiert.
Spricht man mit deutschen Behörden, ergibt sich eine Schilderung der Euro-Krise
als ein Moralfabel (morality play):
eine Geschichte von Ländern, die auf grossem Fuss lebten und nun der
unvermeidbaren Abrechnung gegenüber stehen, hebt der an der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor hervor.
Schlimmer
noch, dass viele deutsche Wähler daran glauben, vor allem, weil es ihnen von
Politikern erzählt wird. Und die Angst vor einer Gegenreaktion von Wählern, die
zu Unrecht denken, dass die Unverantwortlichkeit von Südeuropa sie zappeln
lässt, veranlasst deutsche Politiker, wesentliche Notfall-Kredite an Spanien
und andere Länder in Not nicht zu genehmigen, bis die Kreditnehmer vorerst
bestraft werden.
Und
die Zeit ist laut Krugman längst vorbei, diesem grausamen Unsinn ein Ende zu
setzen. Wenn Deutschland den Euro wirklich retten will, soll es die EZB tun
lassen, was notwendig ist, um die Schuldner Länder zu retten und es sollte dies
tun, ohne sinnlose Schmerzen mehr zu fordern.
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