Sonntag, 9. September 2012

Aufwertungsdruck auf Schweizer Franken


Der frühere SNB-Direktor Niklaus Blattner betrachtet die jüngste Massnahme der EZB als Durchbruch in der Euro-Krise. Er vertritt jedoch die Ansicht, dass die Entwicklung durch Inflationsängste gebremst werde.

Die Angst vor Inflation ist aber unbegründet. Denn der Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, der (negativen) Produktionslücke (output gap), Massenarbeitslosigkeit und des Geldmultiplikators im Euro-Raum deuten auf Deflation hin.

Da die Wirtschaftsprobleme im Euro-Raum trotz des neuen OMT-Programms der EZB weiterhin über „internal devaluation“ (d.h. Lohnsenkungen) gelöst werden müssen, werden die deflationären Kräfte sogar verstärkt.

Blattner sagt ferner, dass „der inflationsbedingte Aufwertungsdruck auf den Franken bestehen bleibt“. Stimmt es?


EUR/CHF Wechselkurs (5 Tage), Graph: finance.yahoo

Dass der Basiseffekt der Frankenaufwertung vom vergangenen Sommer nachlässt, zeigt sich in der sich abschwächenden Tendenz der Deflation in der Schweiz. Die „Negativteuerung“ hat sich in den vergangenen Monaten dank dem Mindestkurs zurückgebildet. Es ist daher möglich, dass die Inflation sogar gegen Ende Jahr leicht positive Zahlen aufweisen kann.

Die praktische Aufgabe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bleibt aber derzeit, nach wie vor die Gefahr der Deflation zu bekämpfen. Japan hat in den 1990er Jahren vorschnell die Zinsen erhöht, weil die Politiker eine Rückkehr der Inflation befüchteten. Die Wirtschaft ist aber dann wieder in eine Deflation abgerutscht.

Da die EU die wahre Ursache der Euro-Krise (Lücke in Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsstaaten) nicht anerkennen will, gewinnt sie heute etwas mehr Zeit. Und die Wachstumsaussichten für die Schweizer Wirtschaft bleiben für eine längere Zeit belastet.

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