Inzwischen
weiss jeder, wie Mitt Romney seine
Hände in Unschuld von fast der Hälfte der Bevölkerung wäscht, wie auf einem
Spender-Treffen in Boca Raton bekannt wurde: 47%, die keine Einkommensteuer
zahlen, schreibt Paul Krugman in
seiner lesenswerten Kolumne („Disdain for
Workers“) am Freitag in NY Times.
Unterdessen
ist vielen Menschen auch bewusst geworden, dass die Hauptmasse der 47% kaum
Schnorrer sind. Die meisten davon sind Arbeiterfamilien, die Lohnsteuer zahlen
und ältere oder behinderte Amerikaner, die einen grossen Teil des Rests
ausmachen.
Aber
die Frage ist, sollen wir uns wirklich vorstellen, dass Romney und seine Partei
denken würden, zu erkennen, dass die grosse Mehrheit von 47% tatsächlich harte
Arbeiter sind oder waren, die Verantwortung für ihr Leben getragen hatten? Und
die Antwort lautet: nein.
Die
moderne Republikanische Partei hat nicht viel Respekt für die Menschen, die
andere Menschen arbeiten. Die ganze Zuneigung der Partei gilt für diejenigen,
die „Arbeitsplätze schaffen“, d.h. Arbeitgeber und Investoren, schildert
Krugman weiter.
Übertreibt
der an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor? Nein. Man denke an die Twitter-Nachricht von Eric Cantor, dem republikanischen
Mehrheitsführer des Repräsentantenhauses am Tag der Arbeit (Labor Day): „Heute feiern wird
diejenigen, die ein Risiko eingegangen sind und hart gearbeitet haben, ein
Geschäft aufzubauen und den eigenen Erfolg verdienen“. Was Cantor an diesem Tag
einfällt, ist, mitzuteilen, dass die Arbeitnehmer am Tag der Arbeit ihre Chefs
loben sollen.
Damit
der Leser nicht denkt, dass es ein persönlicher Ausrutscher gewesen ist. Man
denke an Romneys Rede auf dem Parteitag der Republikaner (Republican National Convention). Was hat der Kandidat der
republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2012 über die Arbeitnehmer
gesagt? Eigentlich nichts, hält Krugman fest.
Woher
kommt diese Verachtung für Arbeitnehmer? Zum Teil, offensichtlich, spielt der
Einfluss des Geldes in Politik eine Rolle. Aber es reflektiert auch das
Ausmass, zu dem die GOP von einer Vision à la Ayn Rand eingenommen wurde, wo eine Handvoll heroische Geschäftsleute
für alles wirtschaftliche Wohl verantwortlich sind, während der Rest von uns
nur mitfahren, legt Krugman dar.
In
den Augen derer, die diese Vision teilen, verdienen die Wohlhabende eine
besondere Behandlung und nicht nur in Form von niedrigen Steuern. Sie müssen
auch Respekt, ja in der Tat Ehrerbietung, zu allen Zeiten geniessen. Aus diesem
Grund ist auch die leiseste Andeutung des Präsidenten, dass sie Reichen wohl
nicht so sind, z.B. die Banker, die sich völlig daneben verhalten haben, oder dass
selbst „Schöpfer von Arbeitsplätzen“ auf die von der öffentlichen Hand
errichteten Infrastruktur angewiesen sind, hektische Schreie entlockt, dass
Obama ein Sozialist sei.
Der
Punkt ist, dass der Boca-Moment nicht ein trivialer Fauxpass gewesen ist. Es
war ein Fenster in die wahre Einstellung dessen, was aus einer Partei der
Reichen durch die Reichen für die Reichen geworden ist, eine Partei, die den
Rest von uns auch für eine Vortäuschung des Respekts als unwürdig erachtet.
1 Kommentar:
"Payroll-Tax" ist nicht Lohnsteuer, sondern umfasst die Sozialversicherungsabgaben Arbeitslosenversicherung (FUTA) und Rentenbeitrag + Krankenversicherung ab 65 (FICA). Die Grenzen hier sind niedriger (für FUTA sind zB nur $7000 im Jahr frei) als für die Einkommenssteuer, daher gibt es viele Arbeiter, die auf ihren Mindestlohn zwar Sozialabgaben zahlen, aber keine Einkommenssteuer.
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