Freitag, 18. März 2011

Debatte über Liquiditätsfalle

Arnold Kling ist von dem Nachweis der Liquiditätsfalle, den Paul Krugman kürzlich in seinem Blog geliefert hat, nicht überzeugt. Krugman führt das niedrige Zinsniveau als Beweis dafür an, dass die Bedenken über crowding out (Verdrängung von privaten Investitionen durch ansteigende Zinsen als Folge einer zunehmenden Staatsverschuldung) falsch sind. Kling beruft sich in seinem Blog auf die Reagan-Jahre als ein Gegenbeispiel. Viele Menschen hatten damals vorhergesagt, dass die Defizite der Reagan-Ära steigende Zinsen produzieren würden. Die Defizite nahmen zu. Aber die Zinsen (gemessen an der Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit) haben ihren Höhepunkt erreicht, bevor Reagan Steuersenkungen in Kraft getreten sind und sie stürzten in der zweiten Jahreshälfte 1982 ab, trotz des damals rekordhohen Defizits, legt Kling dar.


Realzinsen im Vergleich, Reagan-Jahre versus Gegenwart, Graph: Prof. Menzie Chinn in Econbrowser

Die Reagan-Jahre waren durch zwei Dinge geprägt, antwortet Krugman auf Klings Argumentation. (a) hohe Haushaltsdefizite, obwohl als Prozentsatz am BIP viel kleiner als heute, und (b) eine riesige Disinflation, entwickelt von Paul Volcker. „Deshalb müssen wir reale, nicht nominale Zinsen berücksichtigen“, erklärt Krugman. Und die Realzinsen waren damals während der Reagan-Jahre in der Tat sehr hoch im historischen Vergleich. Die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit lag zwischen 8 und 9% in den späten Reagan-Jahren, während die Inflation im allgemeinen unter 4% verlief. Das eigentliche Massnahmenpaket (straffe Geldpolitik + lockere Fiskalpolitik) der Reagan-Ära ist buchstäblich ein Lehrbuch-Fall, was jeder Ökonom wissen sollte, schlägt Krugman zurück. Heute sind die Realzinsen dagegen äusserst niedrig. Die Realrendite der US-Treasury Bonds mit 5 Jahren Laufzeit sind sogar negativ, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hervor.

Die Frage, ob die Realzinsen während der Reagan-Jahre-Steuersenkungen gestiegen sind oder nicht, veranlasst Menzie Chinn, die folgende anschauliche Abbildung in seinem Blog zu präsentieren. Die Realzinsen waren während der Reagan-Jahre unbestreibar höher als beispielsweise in den vergangenen vier Quartalen der Obama-Administration, schildert der an der University of Wisconsin lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Differenz beträgt 4,56%, und statistisch signifikant mit einem p-Wert von 0,000 gemessen an Newey-West-Standardfehler, bekräftigt Chinn. Es kam zwar zu Verdrängungseffekt (crowding out), aber über die Netto-Exporte, während der US-Dollar kräftig an Wert gewann, bemerkt Chinn. Dem crowding-out Argument fehlt jedoch die Evidenz von Daten, fügt er hinzu.

„Das ist alles schön und gut, aber es hat überhaupt nichts damit zu tun, wovon ich rede. Das Thema ist nicht crowding out. Es geht um Liquiditätsfallen“, bemerkt Kling in einem im Blog von Chinn hinterlassenen Kommentar. Paul Krugman argumentiert offenbar, dass die Zinsen nicht kräftig steigen, weil wir in einer Liquiditätsfalle sind. Das ist nicht ein sehr starkes Argument, weil die Zinsen, selbst dann, wenn wir nicht in einer Liquiditätsfalle wären, nicht steigen können“, schildert Kling weiter. Er wisse, was ein Realzins ist. Aber die Liquiditätsfalle hat in erster Linie mit der Nominalverzinsung zu tun, so Kling.

Bis heute habe Kling niemanden gesehen, einschliesslich Krugman, der über die Liquiditätsfalle redet, als ob sie mit niedrigen Realzinsen zu tun hätte. Er habe immer gedacht, dass die Realzinsen in einer Liquiditätsfalle zu hoch sein sollten, weil die Inflation negativ ist und die Nominalzinsen auf Null verharren. „Liege ich falsch damit?“, fasst Kling zusammen.

Die Debatte dürfte sich weiter fortsetzen.

1 Kommentar:

Stefan Wehmeier hat gesagt…

Vor der Falle warnt die Schrift
Die heilig war und fast noch ist

Priester, die nicht mehr verstehn
Riefen zwei, die nicht mehr wollten gehn

Der eine lässt die größten Schleicher
Nur auf Kosten andrer sich bereichern

Und vom zweiten glaubt die Priesterschaft
Er habe Großes gar geschafft

Einen Garten will er bereiten
Denen, die nicht sein Verbot bestreiten

Doch als dann mit einemmal
Zu sparsam war das Finanzkapital
Wollte in diesem Jammertal
Die Frucht auch genießen das Sachkapital

Es ging dahin der Ackerbau
Denn er war nicht ganz so schlau

Er gab dem Investor, seinem Gott
Und die Viehzucht war bankrott

Schon ergossen sich die Fluten
Auf alle, die nicht wollten bluten

Doch wenn die lieben Priesterlein
Entzaubert sind vom heiligen Schein

Dürfen aus seligen Träumen erwachen
Alle, die dann herzlich lachen

Denn es steht doch in der Schrift
Was des Geldes Sinn betrifft

Und der heilige Geist nicht schwindet
Wenn es im Umlauf sich befindet

So kommt die Welt erneut in Schwung
Durch die Geldumlaufsicherung:

www.deweles.de/files/apokalypse.pdf