Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen
Nationalbank (SNB) hat gestern in einem Referat die Geldpolitik in Krisenzeiten
erläutert.
Jordan
hat unter anderem die Interventionen der SNB am Devisenmarkt in Schutz genommen.
Die Schweiz war im Sommer 2011 aufgrund der Eskalation der Euro-Krise mit einem
enormen Aufwertungsdruck auf den Franken konfrontiert.
Es
mussten extreme Massnahmen ergriffen werden, um einen Kollaps der Wirtschaft zu
verhindern, erklärt Jordan. Die SNB hat am 6. September 2011 einen Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro festgelegt.
Verletzt
der Mindestkurs nicht die Spielregeln des IWF?
Handelt
es sich dabei um einen Schritt in Richtung einer kompetitiven Abwertung zur
Erlangung von unfairen Wettbewerbsvorteilen?
Die
Antwort ist laut Jordan ganz klar nein. Weil (1) eine klare, ökonomisch eindeutige Begründung für den Einsatz
solcher Mittel vorliegt, und (2)
darüber transparent kommuniziert wird.
Der
Mindestkurs wird als ausserordentliche Massnahme in einer Extremsituation
international akzeptiert, unterstreicht Jordan.
Mindestkurs
Franken pro Euro, Graph: Prof. Thomas
Jordan, SNB-Präsident, in: „Geldpolitik in Krisenzeiten“, May 2012, Zürich.
Die
Ziele und die Motivation dieser Massnahme wurden von den Märkten und von den
ausländischen Zentralbanken verstanden. Die SNB konnte laut Jordan
eindeutig und klar begründen, dass der Devisenmarkt infolge internationaler
Ereignisse nicht mehr ordentlich funktionierte.
Zudem
wurde mit 1.20 Franken pro Euro ein Niveau als Mindestkurs festgelegt, bei dem
der Franken immer noch als klar
überbewertet gilt, so Jordan.
Mindestkurs
Franken pro Euro, realer effektiver Wechselkurs, Graph: Prof. Thomas Jordan, SNB-Präsident, in: „Geldpolitik in
Krisenzeiten“, May 2012, Zürich.
Der
Mindestkurs dient also einzig dazu, diesen Störungen entgegenzuwirken und
die mit ihnen potenziell verbundenen enormen Kosten für die Schweizer
Wirtschaft abzuwenden. Er wurde also gerade nicht eingeführt, um den Wettbewerb
zu verzerrren, sondern um entstandenen Verzerrungen zu begegnen.
7 Kommentare:
Wie biased da Jordan doch die Real Effective Exchange Rate des Franken gegenüber anderen Darstellungen dargestellt hat:
Mit der kürzlich starken Aufwertung von GBP und USD ist der Franken nach dieser Darstellung auf Basis Real Exchange Rate fast fair bewertet:
Wie wäre es mit:
http://twitpic.com/9llox4
http://georgedorgan.livejournal.com/#post-georgedorgan-2273
@George: GBP und USD spielen insofern eine kleinere Rolle, weil die Schweizer (Real-)Wirtschaft in erster Linie im Euroraum geschäftet...
30% der Exporte gehen in USD Raum (US, implizit China), 12 in UK, 7% nach Japan
http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/06/05/blank/key/handelsbilanz.html
@George: Ja eben und dann noch mal gaaaaanz kurz überlegt, ist das nicht irgendwie eine Arbitragegelegenheit was Du da sagst? Wenn der CHF fair gegenüber GBP und USD bewertet ist, aber nicht gegenüber dem EUR (schon klar, dass die Arbitragelegenheit kein einfacher Tausch über drei Währungen ist)?
Was als "Fair bewertet" bezeichnet wird, hängt von der Wirtschaftslage ab. Momentan bei extrem niedrigen Zinsen zählt im wesentlichen eine positive internationale Investment Position und eine positive Handelsbilanz.
Details dazu in meiner Abhandlung zum Franken:
http://georgedorgan.blogspot.com/2012/05/will-eurchf-never-rise-over-122-again.html
@George: Sooooooooooo viel Zeit zum lesen habe ich jetzt auch nicht. Nur ganz kurz, warum das für die Schweizer (Export-)Wirtschaft sogar gut ist: Wenn das Wachstum im EUR-Wirtschaftsraum schlechter wird, damit der EUR schwäger wird und mit ihm der CHF ist USD, GBP und JPY stärker. DAMIT kann die CH Exportindustrie ihre Ausfälle im EUR-Wirtschaftsraum einfacher kompensieren :)
*Grrrr* Sorry mein schlechtes Deutsch! Ich hoffe der Grundgedanke ist trotzdem verständlich...
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