Donnerstag, 7. Juni 2012

EZB und der Drang zum Bestrafen


Die aktuellen Daten deuten darauf hin, dass die europäische Wirtschaft abstürzt. Die Arbeitslosigkeit steigt kräftig weiter. Die Nachfrage kommt zum Erliegen. Spanien ist auf der Kippe.

Auch die Inflation fällt. Das ist laut Paul Krugman die schlechteste Nachricht unter den gegebenen Umständen.

Es ist schwer zu glauben, dass es eine denkbare ökonomische Logik für die Entscheidung der EZB gibt, die Zinsen nicht weiter zu senken. Vielleicht ist es eine Art Verweigerung, zuzugeben, dass die vergangenen Entscheidungen falsch waren.

Martin Wolf (via Paul Krugman) schreibt in einem Artikel („Panic has become all too rational“)  in FT, dass er bisher nie wirklich verstanden habe, wie die 1930er Jahre passieren konnten. Nun sehe er ein. Alles, was man dazu braucht, sind fragile Volkswirtschaften, ein starres Währungssystem, eine intensive Debatte darüber, was getan werden muss, ein weit verbreiteter Glauben, dass Leiden gut ist, kurzsichtige Politiker, die Unfähigkeit zusammenzuarbeiten und das Versagen, Ereignissen gegenüber vorausschauend zu bleiben, bemerkt der Chef-Ökonom der britischen Tageszeitung aus London.

Mario Draghi wartet angeblich auf einen konkreten Plan für eine tiefere wirtschaftliche Integration der Euro-Zone. Der EZB-Präsident erwartet, dass die europäischen Regierungen ihre Arbeit an der langfristigen „Vision der Wirtschafts- und Währungsunion verstärken“. Vorerst gibt es keine Zinssenkung, auch keine dritte LTRO. Und eine Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms kommt auch nicht in Frage. Das ist absurd. Es macht einfach keinen Sinn.


Arbeitslosigkeit im Euro-Raum, Graph: eurostat

Wenn es darum geht, in der Peripherie die Sparmassnahmen durchzusetzen und Lohnkürzungen voranzutreiben, wie viel Anreiz brauchen aber die Volkswirtschaften noch, bemerkt Krugman in seinem Blog.

Wenn es um eine Fiskalunion geht, wie steht es mit dem bevorstehenden Zusammenbruch des ganzen Systems, was die Deutschen angeblich nicht verstehen, so Krugman weiter.

Ist es irgendeine Art und Weise denkbar, dass die Senkung der Zinsen um 50 Basispunkte, eine andere Handlung, die sonst in Angriff werden würde, irgendwie untergraben würde?

Vermutlich geht es um die „work of depressions“-Mentalität à la Schumpeter, legt Krugman dar. Es ist die Vorstellung („liquidationism“), dass das Leiden irgendwie einem notwendigen Zweck dient, und es falsch wäre, zu versuchen, das Leiden zu lindern. Es ist wahnsinnig.

1 Kommentar:

Cangrande hat gesagt…

Wer will auf wessen Kosten das Leiden von Hochstaplern lindern?

Die Situation in der Eurozone ist halt NICHT die gleiche wie 1929 in den USA!