Samstag, 12. Februar 2011

Eigenhandel: „market making“ versus „position trading“

Die Grundidee der Volcker-Regel ist, dass die Aktivitäten der TBTF-Institutionen, da sie faktisch eine Staatsgarantie geniessen, auf die Art von Intermediation, die die Realwirtschaft fördert, eingeschränkt werden. Die Steuerzahler sind nämlich nicht verpflichtet, die Wetteinsätze von Zocker „Kopf: Ich gewinne, Zahl: Du verlierst“ zu finanzieren, bemerkt Yves Smith in einem lesenswerten Beitrag in ihrem Blog naked capitalism. Ein grosses Problem ist aber, zwischen „market making“ und „position trading“ zu unterscheiden, wie Goldman Sachs den Behörden einreden will. Die beiden sind eng miteinander verbunden. Goldman versucht bekannterweise, den sozialen Wert seiner Rolle, wann immer möglich ist, aufzuspielen, und zwar unter dem Deckmantel von „market making“.

Aus einer Slide Show, die Goldman neulich auf einem Investoren-Treffen präsentiert hat, geht hervor, dass (1) fast die Hälfte der Positionen von Goldman mehr als 45 Tage gehalten werden. Es fällt (2) auf, dass Goldman grossen Wert auf Value at Risk (VaR) Ansatz (Wert im Risiko) legt. Es wird vorgestellt, dass Goldman einen niedrigeren VaR im Vergleich zu Marktvolatilität hat.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der VaR-Ansatz nicht ohne Probleme ist. Das Modell führt oft zu einer Unterbewertung der Risiken. Wichtig ist aber, dass der VaR in diesem Zusammenhang als Stellvertreter für „position risk“ herangezogen werden kann, wie Smith betont. Die Verwendung eines beliebigen VaR bedeutet nämlich, dass ein Unternehmen ein „position risk“ übernimmt und damit mit der Volcker-Regel in Konflikt gerät.

Was heisst aber Eigenhandel (prop trading)?

Die Antwort ist ganz einfach: Jede Position, die zu einem VaR-Exposure führt, ist ein Eigenhandel. VaR misst Exposure zu Marktrisiko (market risk). VaR ist das Mass für das Marktrisiko, welches verwendet wird, um die Höhe des Eigenkapitals gemäss Basel III (Eigenkapitalvorschriften) festzulegen. Es gibt also keine Ungewissheit darüber, was Eigenhandel (prop trading) darstellt. Das Argument, „wer kann schon sagen, was von Kunden gesteuerter Handel, was Eigenhandel ist“, ist völlig absurd, hält Smith fest. Wenn eine Aktivität ein Netto-Marktrisiko-Exposure auslöst, dann ist die Aktivität ein Eigenhandel (prop trading), wie es dem zeitgemässen Zweck der Volcker-Regel entspricht.

Fazit: Um zu bestimmen, was ein angemessener Eigenhandel für eine Finanzinstitution ist, überprüfe man insbesondere das VaR-Exposure durch „trading desk“. Die verschiedenen Risikomessungsmethoden in dieser Frage sind daher irrelevant.


VaR:
Wert im Risiko ist ein Risikomass, das angibt, welchen Wert der Verlust einer bestimmten Risikoposition mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit und in einem gegebenen Zeithorizong nicht überschreitet.

Kurzum lautet die Aussage: Wir sind zu x Prozent sicher, das wir in den nächsten N Tagen nicht mehr als V Dollar verlieren werden. Und die Variable V ist der VaR des Portfolios.

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