Die überwältigende Anzahl der Teilnehmer in Davos hat sich selbstgefällig eingeredet, dass es beim Aufruhr in Nordafrika um Korruption und politische Unterdrückung geht. Ein wichtiger Faktor schien untergegangen zu sein: hohe Arbeitslosigkeit, eklatante Ungleichheit und steigende Preise für Grundnahrungsmittel. Genau darauf verweist Kenneth Rogoff in einem lesenswerten Essay („The Inequality Wildcard“) in Project Syndicate. „In vielen Ländern dürfte die Ungleichheit bei Einkommen, Vermögen und wirtschaftlichen Möglichkeiten grösser sein als zu irgendeiner Zeit während des letzten Jahrhundert“, bemerkt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor. Die europäischen, asiatischen und amerikanischen Unternehmen fahren dank ihres unnachgiebigen Strebens nach Effizienz weiter Riesengewinne ein. Doch der Anteil der Arbeitnehmer vom Kuchen fällt, bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und stagnierende Löhne, bekräftigt Rogoff.
Angesichts der Tatsache, dass die Ungleichheit allmählich ein Niveau ähnlich dem vor 100 Jahren erreicht, ist der Status quo zwangsläufig in Gefahr, hält der Autor des Buches „This Time is Different“ fest. Die Fähigkeiten der Länder, den durch die klaffende Ungleichheit hervorgerufenen wachsenden sozialen Spannungen zu begegnen, werden wegen der neuen Sparmassnahmen (Fiscal Austerity), um die Schuldenlast der Länder zu bewältigen, erheblich eingeschränkt, hebt Rogoff hervor.
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