Erst wenn sich der Arbeitsmarkt nachhaltig verbessert hat, kann mit einer wirklichen Erholung der Wirtschaft gerechnet werden, sagte Ben Bernanke in einer Rede gestern im National Press Club in Washington. Mit einem moderaten Produktionswachstum und mit Arbeitgebern, die sich zurückhalten, neue Mitarbeiter anzustellen, werde es jedoch noch Jahre dauern, bis die Arbeitslosenquote wieder auf ein normales Niveau gesunken ist. Bernankes Äusserungen deuten darauf hin, dass er sich keine Sorgen um Inflation macht. Solange die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau verharrt und die Produktionslücke (output gap) geöffnet bleibt, will Bernanke der US-Wirtschaft unter die Arme greifen. Fed-Präsident hält also am Kurs der QEII-Politik fest, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Bernanke hat zugleich davor gewarnt, die kommende Abstimmung über die Obergrenze der Verschuldung (debt ceiling) für Ausgabenkürzungen zu missbrauchen.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hingegen malt den Inflationsteufel an die Wand, obwohl er gestern auf der Pressekonferenz nach der EZB-Sitzung freundlichere Töne angeschlagen hat, was die Marktteilnehmer etwas verwirrt hat. Trichet hatte noch vor ein paar Wochen vor einem Inflationsdruck, der durch hohe Energie- und Rohstoffpreise getrieben werde, gewarnt. Die Geldmärkte rechnen damit, dass die EZB die Zinsen bis Jahresende insgesamt um 75 Basispunkte anhebt. Begründung: Die Angst vor Zweitrundeneffekten, obwohl der Anteil der Lohnnebenkosten an den gesamten Arbeitskosten in Deutschland seit 2004 nicht gestiegen, sondern gesunken ist.
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