Donnerstag, 3. Februar 2011

Ist Gold Geld?

Viele Regionen der USA werden zur Zeit von heftigen Schneestürmen heimgesucht. Auch David Andolfatto ist davon betroffen. Der Vizepräsident der Forschungsabteilung der Federal Reserve Bank von St. Louis ist eingeschneit. Was macht er under diesen Umständen? Er sieht auch fern, wie er in seinem Blog bemerkt. Im CNBC fallen Andolfatto zwei Werbe-Spots auf. Es geht um Gold. Im ersten Werbespot wird die Mitteilung vermittelt: „we will buy your gold!“. Es wird argumentiert, dass der Goldpreis ein Allzeithoch erreicht hat und es daher ein guter Zeitpunkt ist, aus dem Gold-Inventar (Schmuck, Münzen usw.) Geld zu machen. Alles, was Sie tun müssen, ist, Ihr Gold in einen Umschlag zu legen und an die im Werbespot angegebene Anschrift zu schicken. Und es wird versprochen, dass Sie im Gegenzug Bargeld per Post bekommen. Wenn Sie damit unzufrieden sind, wird die Transaktion rückgängig gemacht. Im zweiten Werbespot wird die Mitteilung vermittelt: „we will sell you gold!“. Es wird argumentiert, dass der Goldpreis weiter zulegen wird. Es sei jetzt ein guter Zeitpunkt, um Ihr Geld in Gold zu verwandeln. Der Eindruck, der damit hinterlassen wird, ist, dass das Gold etwas ist, was Wert erhält, auch wenn die Welt untergeht.

Zum Werbespot Nr. 1: Die Leute versuchen, Ihnen das Gold abzukaufen. Das heisst Bargeld gegen Gold. Die Werbung spricht also Menschen an, die jetzt Cash bevorziehen, um damit etwas kaufen zu wollen. Wenn aber Gold Geld ist, warum benutzen sie das Gold nicht, um die gewünschten Dinge zu kaufen. Antwort: Gold ist nicht Geld.

Zum Werbespot Nr. 2: Die Leute versuchen, mit Gold Ihr Geld zu kaufen. Wenn das Gold in der Tat Geld ist, warum wollen sie es für Papier verkaufen? Die Werbung bezieht sich auf Menschen, die Versorgungen für das Ende der Welt machen wollen. Wenn die Gesellschaft zusammenbricht, wünscht sich niemand Fiatgeld. Aber jeder hat Hunger nach Gold.

„Diese Leute sind wahnhaft. Denken Sie an Mad Max, bemerkt der Associate Professor für Wirtschaft an der Simon Fraser University. „Die Menschen haben Hunger nach Nahrung und Wasser, aber nicht nach Gold. Das Gold ist nicht nur nicht Geld in einem Katastrophenszenario. Es ist nicht einmal Reichtum“, hält Andolfatto fest.

Er wundert sich, ob die Leute, die auf den zweiten Werbespot reinfallen, sich fragen, warum diese Prognostiker der künftigen Turbulenzen bereit sind, ihnen das Papiergeld für Gold abzukaufen. „Ja, das müssen mächtig feine Leute sein, die Ihnen Gold liefern, um im Gegenzug Ihr Papiergeld zu entsorgen“, fasst Andolfatto spöttisch zusammen.

h/t to Mark Thoma.

2 Kommentare:

endless.good.news hat gesagt…

Ich habe mich oft gefragt wieso die Änderung des Bezahlmittels die Lösung aller Probleme darstellen soll. Als ob ein Stein weniger wiegt nur weil wir ihn nicht mit dem metrischen System messen.

Martin Hark hat gesagt…

Ein wirklich sehr interessanter Artikel. Ich beschäftige mich gerade auch intensiv mit dem Thema Gold! Gold wurde in so kurzer Zeit vom „beliebtesten“ zum meist „gehassten“ Investment. Immer wenn ich so etwas lese, reizt es mich noch mehr in solch Asset Klassen zu investieren. Der aktuelle Goldpreisrückgang ist charttechnisch gesund … ich befürchte sogar, dass ein bewusster Kursrückgang erfolgen musste / sollte / soll … Gold wurde im letzten Jahrzehnt einfach zu stark, beinahe kann man es als Gegenpol zum herkömmlichen Papiergeldsystem verstehen. Zur aktuellen Goldpreisentwicklung kommt der prophezeite Fed-Gelddruck-Ausstieg auch gelegen … bevor ich diese Ansage jedoch glaube, will / muss ich es erst sehen. Schlussendlich finde ich selbst, dass ein bewusster „geringer“ Prozentsatz an Edelmetallen, hier vor allem Gold, in keinem Depot fehlen sollte … sei dies auch nur als Absicherung gegen das Schlimmste – Gold muss man wie eine Versicherung sehen – man hofft ganz einfach, dass der Extremfall nicht eintritt – und wenn doch, kann man auf Gold / die Versicherung zurück greifen.