Donnerstag, 17. Februar 2011

Druckt die Fed nun Geld oder nicht?

In der Debatte, ob die Federal Reserve (Fed) derzeit Geld druckt oder nicht, kommt es vorerst darauf an, festzuhalten, was man unter „Geld“ (money) und „Gelddrucken“ (money printing) versteht. James Hamilton erklärt in einem lesenswerten Beitrag im Blog Econbrowser, dass die Leute, wenn sie von „Gelddrucken“ reden, zunächst an die grünen Noten mit Bildern der toten Präsidenten darauf denken. Die nachstehende Abbildung zeichnet die Wachstumsrate des Bargeldumlaufs im letzten Jahrzehnt. Hamilton hat dabei die Wachstumsraten über 2 Jahres- anstatt 1-Jahres-Intervalle ausgewählt, weil er (1) die Auswirkungen des abrupten Rückgangs der Geldmenge im Jahr 2008 auf diese Weise etwas ausgleichen will und (2) sowohl die ökonomische Theorie als auch die empirischen Befunde es nahelegen, dass es besser ist, die durchschnittlichen Wachstumsraten über längere Zeiträume zu verwenden, wenn man v.a. Geldmengenwachstumsrate als einen möglichen Inflationsindikator erfasst.


Wachstumsrate des Bargeldumlaufs in den vergangenen 10 Jahren, Graph: Prof. James Hamilton
Der Bargeldumlauf hat in den letzten zwei Jahren jährlich um 5,2% stark zugenommen, doch ein bisschen unter dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Wenn man eine sehr einfältige monetaristische Auffassung von Inflation (Inflation = Geldwachstum minus reales Output-Wachstum) an den Tag legt und ein reales BIP-Wachstum von mehr als 3% in den nächsten zwei Jahren erwartet, würde man daraus schliessen, dass die jüngsten Geldmengenwachstumsraten mit den extrem niedrigen Inflationsraten im Einklang stehen.

Wenn aber die Fed im Rahmen von QEII kein Geld gedruckt hat, wie hat sie bezahlt, um all das Zeug zu kaufen? Die Antwort ist einfach: Die Fed hat den Konten, die die Geschäftsbanken bei sich unterhalten, gutgeschrieben, beschreibt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor. Es handelt sich dabei um elektronische Gutschriften oder Giroguthaben (reserve balances), die seit 2008 explodiert sind. Der blaue Bereich in der Abbildung unten zeigt den gesamten Geldumlauf (currency in circulation), dessen Wachstumsrate ziemlich bescheiden ist wie wir gerade gesehen haben. Der kastanienbraune Bereich stellt Reserven dar.

Sind Reserven diegleiche Sache wie Geld? Eine einzelne Bank ist berechtigt, die Konten in Geld umzuwandeln, wann sie will. Die Reserven werden also verwendet, um auf die Überweisungen zwischen Banken auszuwirken.



Bargeldumlauf und Reserven (in den vergangenen 5 Jahren), Graph: Prof. James Hamilton

Wenn ein von einem Kunden der Bank A ausgestellter Check dem Konto eines Kunden der Bank B gutschrieben wird, ist der Check offensichtlich durch die Abbuchung bei der Bank A und die Gutschrift bei der Bank B abgewickelt worden. Tagsüber bewegen sich die Reserven zwischen den Banken als Folge einer Reihe von verschiedenenen Arten von Interbanken-Handel hin und her.

Die Frage ist, ob eine Bank die Reserven über Nacht (over night) halten will oder nicht. Vor 2008 wurden die Reserven, die die Banken bei der Fed hielten, nicht verzinst. Eine Bank konnte Einnahmen generieren, indem sie die Überschussreserven am Fed Funds Markt über Nacht (over night) an eine andere Bank verlieh. In diesem System haben die Banken versucht, den Gewinn durch genaue Beobachtung von Zu- und Abflüssen der Reserven zu maximieren. Folglich war das Niveau der Überschussreserven am Ende eines jeden Tages ziemlich niedrig, wie in der Abbildung durch eine silbrige Linie zu erkennen ist. Hat die Fed neue Reserven geschaffen, entstand eine Serie von neuen Interbank-Transaktionen, was dann eventuell als Geld abgezogen wurde.

All das hat sich nach dem Herbst 2008 dramatisch verändert.

Warum? Weil (1) die Fed begonnen hat, die Überschussreserven zu verzinsen, und (2) die Banken im sicheren Übernacht-Kreditgeschäft keine Zinsen mehr verdienen konnten. Im derzeitigen System sitzen die Reserven, die von der Fed geschaffen werden, einfach da in den Konten der Banken bei der Fed. Keine der Banken ist bereit und willig, von diesen Konten bar abzuheben. Und die Fed hat auch keine Absicht, zu versuchen, Banknoten im Zusammenhang mit den riesigen Einlagen der Geschäftsbanken zu drucken, erklärt Hamilton.

Natürlich wird die Situation in dieser Art und Weise nicht ewig bleiben. Verbessert sich das wirtschaftliche Umfeld, wird die Fed zwei Schritte tun: (a) Die Fed wird einen Teil der Wertpapiere, die sie im Verlauf der Krise mit diesen Reserven gekauft hat, verkaufen. Die Käufer der Vermögenswerte werden der Fed anweisen, ihr Konto bei ihr zu belasten, wodurch die Reserven im gleichen Ausmass verschwinden werden, wie sie in erster Linie entstanden sind. (b) Die Fed wird die Verzinsung der Reserven erhöhen müssen, um den Banken den Anreiz zu geben, die Mittel, die sie auf den Konten bei der Fed über Nacht halten, zu erhöhen.

Die Durchführung hat natürlich einige potenziell heikle Einzelheiten. Es bedarf in bezug auf das Timing und die operationellen Details grosser Vorsicht. Doch diese Sorge ist sehr verschieden von dem beliebten Eindruck, den diejenigen hinterlassen, die eine Hyperinflation gleich um die Ecke sehen, weil die Fed angeblich Geld drucke, fasst Prof. Hamilton zusammen.

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