Es ist unbestritten, dass die Unruhen in Ägypten die Märkte nervös machen. Viele Unternehmen sollen dort in laut Pressemitteilungen die Produktion vorübergehend eingestellt haben. Angeblich fliessen mehrere Hundert Millionen Dollar aus dem nordafrikanischen Land ab. Der Handel an der Börse Kairo ist ausgesetzt. Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit des Landes bereits von Ba1 auf Ba2 herabgestuft, mit einem negativen Ausblick. Die CDS-Prämien für Staatsanleihen Ägypten mit 5 Jahren Laufzeit sind um 39 Basispunkte auf 424 Basispunkte geklettert. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent ist gestern erstmals seit 28 Monaten über die Marke von 100 $ gestiegen. Da ein bedeutender Teil des Öl aus dem Nahen Osten durch den Suezkanal transportiert wird, stellt sich auch die Frage der Gefahr um den strategischen Transportweg. Doch Analysten betrachten den Suez-Kanal nicht als einen massiven Faktor für die Sorte Brent. Ian Bremmer sieht kein signifikantes Risiko für den Suezkanal, eine der wichtigsten Wasserstrassen für den Welthandel, wie er in einem Interview mit dem Bloomberg TV gesagt hat.
Bisher scheint der Aufruhr in Ägypten keine systematische Ansteckung in den US-Märkten zu entwickeln. Natürlich bleibt die Situation in der Schwebe. Daher sind Veränderungen vorbehalten. Aber die ersten Anzeichen einer Ansteckung würden sich normalerweise in Märkten für Liquidität und Finanzierung in US-Dollar bemerkbar machen, erklärt Jim Caron, Morgan Stanley. Die wichtigsten Wegweiser, die beobachtet werden müssen, sind solche, die mit US-Dollar Liquidität und die Nachfrage nach US-Dollar Finanzierung zu tun haben: (a) Das Niveau der Overnight Libor Sätze, (b) Libor-OIS-Spread, (c) Swap Spreads und (d) FX-implizierte US-Dollar Liborsätze (als Mass für die Kosten der Dollar-Finanzierung durch die FX-Märkte).
Overnight Libor bleibt auf rund 30,3 Basispunkte unverändert, seit Beginn von Dezember 2010.
Forward Libor-OIS Spreads sind seit März bis Ende Juni leicht gestiegen, aber sie bewegen sich ordentlich im Durchschnitt um 18 Basispunkte über die vergangenen drei Monaten. Das Geschehen in Europa hat mehr Einfluss darauf als die Unruhen in Ägypten.
US Swap Spreads bleiben niedrig und stabil. US Swap Spreads (10 Jahre) belaufen sich auf 9,75 Basispunkte, Swap Spreads (5 Jahre) betragen 24 Basispunkte. Es gab hier keine nennenswerten Veränderungen.
US-Dollar Liborsätze (Devisen-impliziert) fallen seit dem Dezember kontiniuerlich.
Fazit: Die Märkte preisen soweit keine Ansteckungsgefahr aus der nordafrikanischen Region ein.
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