Donnerstag, 24. Februar 2011

Mehr Führungsrolle für die US-Banken?

Tim Geithner, der amerikanische Finanzminister hat neulich in einem Interview seine Ansichten über das Wesen des Weltwirtschaftswachstums und die Rolle des US-Finanzsektors dargelegt. Es ist eine zutiefst beunruhigende Vision, schreibt Simon Johnson in einem lesenswerten Essay („Geithner’s Gamble“) in Project Syndicate. Geithner ist der eigennützigen Ideologie der grossen Banken weltweit am meisten verfallen, bemerkt der ehem. Chefökonom des IWF. Geithner behauptet, dass die Welt aufgrund der steigenden Nachfrage nach Finanzprodukten in den Schwellenländern eine grosse Vertiefung der Finanzmärkte erleben wird. Er will, dass die US-Banken bei der Entwicklung der Finanzmärkte dieser Länder die Führung übernehmen. Johnson sieht dabei ernsthafte Probleme: (1) Geithner ignoriert die Tatsache, dass Länder, wenn sie wachsen und Ersparnisse anhäufen, zunehmend anfällig für finanzielle Zusammenbrüche werden. (2) Geithner nimmt an, dass die Risiken bei grossen US-Unternehmen durch Regulierung eingedämmt werden können. Aber die Anreize für grosse Finanzinstitute, übermässige Risiken einzugehen, konnte durch das Dodd-Frank-Reform-Gesetz nur teilweise verringert werden, legt der an der MIT Sloan lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Es ist daher schwer, zu glauben, dass mit Basel III (schwache zusätzliche Kapitalanforderungen) und Financial Stability Oversight Council („Finger-weg“-Ansatz) sich irgendetwas verbessert hat, so der Autor des Buches 13 Bankers. (3) Geithner übersieht vollkommen, was die europäische Wirtschaft in die Knie gezwungen hat:

In Island wuchsen die Bilanzen der drei grössten Banken auf das 11- bis 13-fache des Wirtschaftsvolumens an. Dann brachen sie zusammen.

In Irland schwoll die Summe der Bilanzen der drei grössten Banken auf das Doppelte des irischen BIP an. Dann brachen sie zusammen.

In der Schweiz hatten die beiden grössten Banken (UBS und CS) im Herbst 2008 zusammen eine Bilanz, die etwa achtmal so hoch wie das Schweizer BIP war. Der Schweizer Staat hat ein Rettungspaket schnüren müssen.

Fazit: Geithers Ansichten über die Zukunft der Finanzmärkte steuern auf Probleme zu.

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