Freitag, 11. Februar 2011

Kerninflation, Lohnstückkosten und Zahnfee

James Hamilton liefert in seinem Blog zwei anschauliche Abbildungen zum Thema Inflation. Der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor bemerkt dazu, dass viele Messungen von Inflation auf ein sehr niedriges Niveau, in der Tat auf nahe Null hindeuten. (1) Die Inflationsraten für Kern CPI, PCE Deflator (personal consumption expenditure) und PPI (Erzeugerpreis-Index) liegen auf einer annualisierten 3-Monats-Basis entweder unter 1 Prozent oder im Fall von PPI weniger als Null Prozent. (2) Wie sieht es mit dem Druck auf dem Arbeitsmarkt aus? Arbeitsvergütungen (Löhne, Gehälter und Sozialleistungen usw.) wachsen mit 2 Prozent (Quartal zu Quartal, annualisiert).


Kerninflation (USA), Graph: Prof. James Hamilton

Entscheidend sind allerdings die Lohnstückkosten (d.h. Lohnkosten je produzierter Einheit). Im vierten Quartal 2010 ergab sich hierbei auf Quartal zu Quartal annualisiert eine negative Zahl. Auf Jahresbasis lag der Wert sogar unter Null, obwohl er im vierten Quartal 2009 mit Minus 3,5% höher lag. Hier ist die Abbildung:


Lohnstückkosten (USA), Graph: Prof. James Hamilton

Fazit: Der Inflationsdruck, um den sich der Abgeordnete Paul Ryan am Mittwoch Sorgen gemacht hat, existiert in der Statistik nicht. Vielleicht sollte Ryan sich zu einem Erholungsort begeben, um „Zahnfee“ Vergütungssätze zu studieren, damit er seine Ängste untermauern kann, bemerkt Hamiton.

James Kwak setzt sich in einem unterhaltsamen Beitrag im Blog The Baseline Scenario mit der scharfen Kritik von Paul Ryan an den Fed-Chef Ben Bernanke auseinander. Der Abgeordnete (Republikaner, Wisconsin), der zugleich Vorsitzender des Haushaltsausschusses im US-Kongress ist, wirft Bernanke vor, die durch das Fabelwesen „Zahnfee“ (Tooth Fairy) ausgelöste schwere Inflationsgefahr nicht in Schach zu halten. Ryan verweist auf zahlreiche Studien, die zeigen, dass die Zahnfee in der Gegenwart für die Milchzähne der Kinder trotz der anhaltenden Wirtschaftsflaute viel mehr zahle als in der Vergangenheit.

Da die Zahnfee in der Lage ist, Geld zu zaubern, erhöhen ihre Käufe von ungenutzten Milchzähnen (ohne offensichtlichen wirtschaftlichen Wert) die Geldmenge und heizen damit die Inflation an. Nicht emplizit beschuldigt Ryan den Fed-Präsidenten eine implizierte Teilnahme an einem „Tooth Fairy’ Scheme“ (also einem Schneeballsystem).

Die Zahnfee ist ein Fabelwesen, von dem erzählt wird, dass es kleinen Kindern nachts eine Goldmünze im Austausch für einen ausgefallenen Milchzahn hinterlässt.









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