Während sich eine erbitterte Konfrontation in der US-Haushaltsdebatte zwischen den Demokraten und Republikaner im Kongress abzeichnet, bringt Robert Shiller ein neues Konzept ins Spiel: GDP-linked Bonds. Es handelt sich dabei um eine Idee, die der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor bereits im Jahr 1993 in seinem Buch „Macro Markets“ vorgestellt hatte. In einem lesenswerten Essay („A bond that insures against instability“) in FT vom 10. Juli 2006 hatte Shiller mit Stephany Griffith-Jones weitere Einzelheiten dargelegt. Nachdem Ausbruch der Finanzkrise hat der Autor des Buches „Animal Spirits“ das Konzept der Anleihen, die am Wirtschaftswachstum (BIP) verknüpft sind zuletzt im Dezember 2009 in einem Artikel („A way to share in a Nation’s Growth“) in NYT geschildert. Unternehmen geben Aktien und Anleihen aus, um sich Kapital zu beschaffen. Warum sollen Staaten nicht eine neue Art von Wertpapieren, die sich auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beziehen, begeben: Anteile am BIP. Shiller nennt sie „Trills“. Jedes Trill würde ein Billionstel des BIP eines Landes darstellen, und eine vierteljährliche Dividende in Höhe von einem Billionsten des vierteljährlichen nominalen BIP auf Dauer und in inländischer Währung auszahlen.
In den USA würden die Anleihen nach Shillers Schätzung gegenwärtig eine Dividende (oder Kuponzahlung) von 15$ jährlich abwerfen. GDP-linked Bonds (Anleihen mit Verknüpfung am BIP) würden Schuldenproblematik eines Landes nicht lösen, hebt Shiller hervor. GDP-linked Bonds, die ein Beispiel für die Welt geben sollen, agieren in erster Linie als ein neues Instrument des Risikomanagements. Die an BIP-gebundene Staatsanleihen sollen also festverzinsliche Wertpapiere ergänzen, anstatt sie insgesamt zu ersetzen. Es geht also um eine vernünftige Risikoverteilung (risk diversification). Sind solche Instrumente aber von praktischer Bedeutung? Staaten könnten nicht abgeneigt sein, die Anteile zurückzukaufen, wenn die Wirtschaft sehr stark wachsen würde, was die Anteile für Käufer zu kostspielig machen würde.
Die Instrumente wurden bisher ausschliesslich von sog. Schwellenländern genutzt. Costa Rica, Bulgarien und Bosnien-Herzegowina haben in den 1990er Jahren GDP-linked Bonds begeben. Die Kuponzahlungen sind vom BIP abhängig erfolgt. Aber auch der Staat Singapur hat im Jahr 2001 ein in der Funktionsweise ähnliches Instrument („New Singapore Shares“) begeben. Die Anteile wurden nur an Bürger Singapures verkauft. Ferner hat Argentinien vor rund 10 Jahren auf das Instrument GDP-linked Bonds (GDP-warrants) als Teil seiner Umschuldungspolitik zurückgegriffen, um die Zahlungsunfähigkeit des Landes abzuwenden.
Wie die Öffentlichkeit auf die Ausgabe von Anteilen am BIP heute reagieren würde, bleibt natürlich ungewiss. Die GDP-linked Bonds würden die Wahrscheinlickeit einer Zahlungsunfähigkeit (default) erheblich reduzieren. Aber es muss festgehalten werden, dass das Ausfallrisiko für die US-Treasury Bonds derzeit 0,05% beträgt.
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