Dienstag, 15. Februar 2011

Credit Suisse begibt Contingent Convertible Bonds

Die Credit Suisse hat gestern angekündigt, die erste Tranche der sog. „Contingent Convertible“-Bonds (CoCo) zu begeben. Hintergrund: Der Vorschlag der Expertenkommission, dass die systemrelevante Banken rund die Hälfte des Grundkapitals in Form von CoCo-Bonds (bedingter Pflichtwandelanleihen) stellen sollen. Es handelt sich dabei um neue Kapitalinstrumente. Ein im Voraus definierter Auslöser (trigger) sorgt dafür, dass die Anleihe in Aktien gewandelt wird, wenn eine Kapitalquote (gemessen an den risikogewichteten Aktiven) unterschritten wird. Die von der CS angekündigten CoCo-Bonds im Volumen von 6 Mrd. CHF (rund 6,2 Mrd. $) sieht die Wandlung für den Fall vor, wenn die „Common Equity Tier 1 Ratio“ gemäss „Basell III“ unter 7% fällt. Die US-Dollar-Tranche wird mit 9,5% und die Schweizer Franken-Tranche mit 9,0% verzinst. Wer sind die Zeichner der CoCo-Bonds der CS? Arabische Investoren Katar Holding und Olayan Group. Es handelt sich dabei um bestehende Grossaktionäre, die jetzt die Möglichkeit haben, entweder gegen bar oder im Austausch für die im Jahr 2008 emittierte „Tier 1 Capital Notes“ (d.h. Hybrid) zu beziehen. Warum sollen die Investoren aber gutes Geld schlechtem hinterherwerfen? Zumal die Hybrid-Anleihen von den Regulierungsbehörden nicht mehr als Bankkapital anerkannt werden.

Wer soll aber sonst die CoCo-Bonds kaufen? Lebensversicherer und Pensionskassen? Das Kernproblem ist und bleibt, dass die Grossbanken (TBTF: „Too Big To Fail“) zu gross und zu komplex sind und über zu wenig Eigenkapital verfügen. Die CoCo-Bonds sind daher eine Illusion. Nur mehr Eigenkapital kann als Krisenvorsroge gelten. Warum stemmen sich aber die Grossbanken dagegen, mehr Eigenkapital zu beschaffen? Weil das Eigenkapital für die Grossbanken teuer ist. Warum? Weil der Staat die Grossbanken subventioniert, obwohl es mittlerweile jedem einleuchtet, dass die Grossbanken die wirtschaftliche Stabilität eines Landes eher gefährden als sichern, weil sie den Staat eben in Geiselhaft nehmen. Die versteckten staatlichen Subventionen liefern ausserdem starke Anreize für Banken, noch grösser zu werden.

Das Contingent Capital ist nicht günstiger als Eigenkapital. Japaner, die mit CoCo-Bonds eine bittere Erfahrung gemacht haben, sprechen von „death spiral bonds“. Da die Investoren den Zeitpunkt, an dem die CoCos in Aktien gewandelt werden, kennen, können durch aggressive Leerverkäufe ein Sturm (run) auf die Banken ausgelöst werden. Die einzige Lösung gegen weitere Krisen ist die Aufspaltung der Banken, die eine faktische Staatsgarantie geniessen. Wenn die Verluste sozialisiert werden, dürften die Gewinne nicht privatisiert werden.


Kalibrierungsvorschlag, Graph: Schweizer Expertenkommission

Common Equity: Eigenkapital der höchsten Qualität in der Form von einbezahltem Kapital, offenen Reserven und Gewinnvorträgen nach Abzug von regulatorischen Anpassungen (wie z.B. Goodwill und latente Steueransprüche) gehalten werden. Definition gemäss Expertenkommission (Schweiz).

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo lieber Autor,

ich schreibe eine Seminararbeit zum Thema CoCo´s und bin dabei über Ihren Blog gestpolpert.
Vorallem die Geschichte der Japaner mit CoCo´s interessiert mich sehr. Könnten Sie mir Hintergrundinfo´s, Quellen oder dergleichen nennen?

Vielen Dank (auch schon für Ihren Artikel)!

Beste Grüße

F. Hahn

Acemaxx-Analytics hat gesagt…

Geben Sie bitte oben links in das Feld das Stichwort "Coco-Bonds" ein.
Es gibt über 15 Beiträge in Sachen Coco-Bonds in diesem Blog, mit Links zu u.a akademischen Forschungsarbeiten.

Anonym hat gesagt…

Dankeschön