David Andolfatto liefert in seinem Blog eine interessante Abbildung, die den Verlauf des realen
Pro-Kopf-BIP in 5 Industrieländern seit 1991 zeigt.
Die
Daten werden als Prozentsatz Abweichungen von dem US-Niveau im Jahr 1991
ausgedrückt, wobei die anfängliche Position anhand von in PPP (Kaufkraftparität) umgeschlagenen Pro-Kopf-BIP (gestützt auf Penn World Tables) berechnet wird.
Auf
Deutsch: Grossbritannien hatte z.B. im Jahr 1991 ein geschätztes
Pro-Kopf-Einkommen, welches 30% weniger betrug als das der USA. Und Deutschland
hatte ein geschätztes Pro-Kopf-Einkommen von 10% weniger als die USA und so
weiter.
Alle
in der Abbildung dargestellten Länder haben im Sog der Rezession einen
ähnlichen Rückgang von Output erfahren. Aber nur Deutschland scheint eine Rezession von vorübergehender Natur erlebt
zu haben. Weil gemäss Abbildung nur in Deutschland das reale Pro-Kopf-Einkommen
wieder auf das Vor-Krisen-Niveau zurückgekehrt ist. Die anderen vier Länder
stecken nach wie vor in einer Produktionslücke (output gap), während das Pro-Kopf-Einkommen unter dem Niveau vor
dem Beginn der Rezession verläuft.
Deutschland
hat zwar allem Anschein nach den wirtschaftlichen Sturm besser überstanden, aber mit erheblichen
Kosten.
Von
1991 bis 2007 ist das reale Pro-Kopf-Einkommen in Deutschland jährlich mit 1,3%
nur dürftig gewachsen: Im Vergleich: USA: +2,1%, Kanada: +2,2%, Frankreich:
+1,6% und Grossbritannien: +2.9%.
BIP
(real) pro Kopf, Graph: Fernando Martin via David Andolfatto
Das
sind erhebliche Unterschiede im Hinblick auf die langfristigen Wachstumsraten. Während
Deutschlands Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1991 10% tiefer lag als das Pro-Kopf-Einkommen der USA, liegt es heute 18% niedriger. Da kann man mit Fug und Recht
von „in Rückstand geraten“ reden, hebt der Leiter der Research Division der
Federal Reserve Bank von St. Louis
hervor.
Eine
interessante Frage, die sich stellt, ist, welche Rolle die Geldpolitik dabei
gespielt hat. Frankreich und Deutschland haben in der Europäischen
Währungsunion dieselbe Geldpolitik durchgeführt, aber mit sehr
unterschiedlicher Dynamik der wirtschaftlichen Erholung. Da die Inflation sehr
niedrig verlief, deckt sich andererseits das reale BIP praktisch mit dem
nominalen BIP.
PS: Die Verwendung einer „one-size-fits-all“-Geldpolitik in einer
Währungsunion, die die Kriterien eines optimalen Währungsraums (OCA: optimum currency area) nicht erfüllt, schafft solche Probleme.
Besonders problematisch ist
die konservative Kultur der Inflationsbekämpfung der Bundesbank, welche von der
EZB eins-zu-eins übernommen wurde und im Euro-Raum angewendet wird, koste es, was es wolle.
Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass die EZB mitten in einer
schwer angeschlagenen Wirtschaft 2011 die Zinsen zwei mal (April und Juli)
erhöht hat, anstatt zu senken. Und die EZB hat sich bisher geweigert, als lender of last resort zu agieren.
1 Kommentar:
könnte man mal Beispielhaft DE und US rausziehen und zusätzlich für die beiden mal eine vergleichbare Arbeitslosenquote mit über den Graph legen ? Das könnte einiges relativieren...
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