Mittwoch, 13. März 2013

Eurozone steuert auf Deflation zu


Die EZB hat unlängst, wie Ambrose Evans-Pritchard in einem lesenswerten Artikel („Eurozone risks Japan-style deflation trap as ECB stays tight“)  in The Telegraph hervorhebt, die Wachstumsprognose für die Eurozone auf -0,5% korrigiert und zugleich vor einer voraussichtlich trägen Erholung der Wirtschaft bis 2014 gewarnt.

Dennoch weigert sich EZB-Präsident Mario Draghi, die Wirtschaft mit Stimulus weiter zu unterstützen. Die EZB hat vergangene Woche den Refi-Satz bei 0,75% unverändert belassen. Die Arbeitslosigkeit steigt unterdessen weiter: 11,9%. Die EZB erwartet ferner, dass die Inflation im kommenden Jahr auf 1,3% sinkt.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die EZB es unentwegt unterschätzt hat, wie schwer die Krise ist, in der die Eurozone steckt und es versäumt, die verheerenden Folgen der harschen Austeritätspolitik mit geldpolitischen Impulsen abzumildern, wie Evans-Pritchard unterstreicht. Sowohl die Geld- auch auch die Fiskalpolitik sind so eingesetzt, dass die Wirtschaft schrumpft, während der Deleveraging-Prozess im Banken-Sektor die heftigen Auswirkungen der Austerität zusätzlich verstärkt.

Vor diesem Hintergrund bemerkt Lars Christensen in seinem Blog, dass Europa auf eine Deflation zusteuert,  wenn die Entscheidungsträger nichts unternehmen, um das Geldangebot zu erhöhen. Die Situation sieht nämlich bereits sehr ähnlich aus wie in Japan 1996  und 1997.

Christensen zeigt anhand von Quantitätsgleichung (equation of exchange), wie das Risiko der Deflation entsteht.




Inflation in der Eurozone gemessen am BIP-Deflator, Graph: Lars Christensen in The Market Monetarist

M + V = P + Y

M=Geldmenge, V=Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes, P=Preisniveau und Y=Output

Die Gleichung lässt sich wie folgt umschreiben, um das Modell für die mittelfristige Inflation hervorzuheben:

P = M + V – Y

Wenn wir davon ausgehen, dass die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes um 2,5% sinkt (was dem historischen Durchschnitt entspricht) und das reale BIP-Wachstum 2% (was auch mehr oder weniger dem historischen Durchschnitt entspricht) und dazu die gegenwärtige Wachstumsrate von M3 3% mitberechnen, ergibt sich die folgende Gleichung für die Eurozone:

P = 3% + (-2,5%) – 2% = -1,5%

Die Botschaft ist, dass wir einer Deflation von 2% viel näher sind als einer Inflation von 2%. Es gibt zwar noch keine geradezu Deflation in der Eurozone, betont Christensen. Aber die Eurozone nähert sich der Deflation, während die Inflation unter dem Zielwert von 2% der EZB verläuft.

Die EZB unterläuft laut Christensen seit 2008 das definierte Inflationsziel von 2%, wenn man anstatt von der EZB beobachtete HICP (welche auch nicht-monetäre Faktoren wie Importpreise und indirekte Steuern erfasst) den BIP-Deflator an den Tag legt.

Fazit: Der Grund für die deflationären Tendenzen ist offensichtlich die übermässig straffe Geldpolitik der EZB. Die EZB muss das Geldangebot erhöhen. Ansonsten materialisiert sich Deflation. Zur Erinnerung: Ökonomen mit Weitsicht wie  Joseph Stiglitz, Paul Krugman, Mark Thoma und Heiner Flassbeck haben bereits vor einigen Jahren in zahlreichen Analysen vor Deflationsgefahr in der Eurozone gewarnt.

1 Kommentar:

André Kühnlenz hat gesagt…

Zinssenkungen bringen allerdings nichts mehr, wenn die Banken in Spanien und Italien sie nicht weitergeben... Entscheidend ist doch immer noch der Deposatz und der liegt schon bei 0. Ich zweifle daran, ob ein negativer Deposatz gerade in den beiden Länder was bringen würde... Es bleibt eigentlich nur noch QE übrig, oder?