Freitag, 8. März 2013

Was der Markt besagt


Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne (“The Market Speaks“) am Freitag in NYTimes mit Warnungen von Experten vor einer hohen Inflation und stark steigenden Zinsen.

Vor vier Jahren, als ein neu gewählter Präsident begann, sich zu bemühen, um die Wirtschaft zu retten und die soziale Sicherheit zu stärken, warnten konservative Experten vor einer bevorstehenden Katastrophe. Das sind Leute, die behaupten, dass sie die Märkte verstehen und wissen, wie man sie zufrieden stellt. Aktien, erklärten sie, würden abstürzen, während die Zinsen durch die Decke schiessen würden.

Der Dow Jones Index ist diese Woche auf Allzeit-Hochs geklettert, während die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit heute um die Hälfte tiefer notiert als vor vier Jahren.

O.K. Jeder macht hin und wieder eine schlechte Prognose. Aber der wichtige Punkt ist, dass sie von Leuten kommen, die den Zorn der Märkte ständig als einen Grund sehen, der politischen Beratung durch die Märkte zu folgen:

Versuch‘ es nicht, die Amerikaner ohne Krankenversicherung zu decken. Wenn du es tust, wirst du das Vertrauen von Unternehmen untergraben und die Aktienmärkte werden zusammenbrechen.

Versuch’s es nicht, die Wall Street zu reformieren oder sogar die Missstände zu klagen. Du wirst damit die Gefühle von Plutokraten verletzen. Und das wird zum Absturz der Märkte führen.

Versuch’s es nicht, mit erhöhten Staatsausgaben die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Wenn due es tust, werden die Zinsen durch die Decke schiessen.

Und natürlich darfst du Social Security, Medicare und Medicaid kürzen, und zwar sofort. Oder die Märkte werden dich bestrafen.

Was die schlechten Prognosen besagen, ist, dass wir faktisch mit Priestern verhandeln, menschliche Opfer zu bringen, um verärgerte Götter zu besänftigen, legt Krugman dar. Und damit ihre eigenen Vorlieben angeblich im Geiste des Marktes projizieren.

Was erzählen aber die Märkte eigentlich? Dass die niedrigen Zinsen die Zeichen einer Wirtschaft sind, die nicht annähernd vor einer vollständigen Erholung steht. Und unter diesen Bedingungen sollte die öffentliche Hand mit Ausgaben die Wirtschaft stützen. Die politischen Entscheidungsträger werden leider von diesen falschen Priestern eingeschüchtert, sodass sie am Austeritätskurs festhalten oder sonst dem Zorn der unsichtbaren Götter des Marktes gegenübersehen müssen, schildert Krugman weiter.

Die Botschaft von den Märkten ist also keineswegs eine glückliche. Was die Märkte deutlich sagen, ist jedoch, dass die Ängste und Vorurteile, die die Diskussion in Washington seit Jahren beherrschen, vollkommen irreführend sind. Und sie sagen auch, dass die Leute, die diese Ängste füttern und diese Vorurteile verhökern, keine Ahnung davon haben, wie die Wirtschaft tatsächlich funktioniert.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh, wie schoen, wir haben keine Inflation. Welch kurzfristige Betrachtungsweise.

Es wird natuerlich vernachlaessigt, wie der Markt nicht nur manipuliert sondern eher schon fast vergewaltigt wird durch die Aktionen der Zentralbanken.

Martin Burch hat gesagt…

@Anonym: in the long run we're all dead (John Maynard Keynes), aber das verstehen Sie jetzt wahrscheinlich nicht, oder?