Peter Dorman schreibt in seinem Blog, dass es wahrscheinlich
nicht möglich ist, eine vernünftige Diskussion mit Hans-Werner Sinn über die
Situation in der Euro-Zone zu führen. Dorman nimmt dabei auf den aktuellen und
„wirklich unbedarften“ Artikel („European
imbalances“) von Prof. Sinn in Zusammenarbeit mit Akos Valentinyi in voxeu
Stellung.
Der
Präsident der ifo Instituts für
Wirtschaftsforschung vertritt im zitierten Artikel die Ansicht, dass die
Peripherie-Länder abwerten sollen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit
wieder zu gewinnen und die Ungleichgewichte im Euro-Raum zu beseitigen.
Sinn
und Valentinyi kündigen an, dass es eine grosse Menge an Literatur über die
globalen Ungleichgewichte gibt. Aber bis heute sei der Frage der
Ungleichgewichte innerhalb der EU oder der Euro-Zone kaum Aufmerksam geschenkt
worden. Wie bitte? Man darf daran erinnern, dass Paul Krugman, George Soros,
Martin Wolf oder mehrere andere weniger bekannte Ökonomen sich zumindest seit
dem Auseinanderdriften der Risikoaufschläge am europäischen Anleihemarkt damit
beschäftigen.
Sinn
und Valentinyi tun so, als ob sie etwas Neues und Wesentliches entdeckt hätten.
Es gebe hohe Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen der EU-Länder. Wer hätte
das gedacht! Die Lösung, die die Autoren liefern: Die Defizit-Länder sollen
abwerten: entweder extern (d.h. dass
sie den Euro verlassen) oder intern
(d.h. durch Deflation). Beide Wege sind aber schwierig bis unmöglich. Schade!
Hätten
Sinn und Valentinyi z.B. Krugman, Soros oder Wolf gelesen, hätten sie in
Erfahrung gebracht, dass das Defizit eines Landes in der Euro-Zone der
Überschuss des anderen Landes ist. Aber die Autoren scheinen sich um die
makroökonomischen Gleichungen nicht zu kümmern.
Dorman
verweist auf Lohn-Dumping (wage
repression) in Deutschland als einen wichtigen Teil der Geschichte seit der
Einführung der Gemeinschaftswährung. Die Real-Löhne verlaufen in Deutschland
seit 10 Jahren wegen der Hartz-Reform im Besonderen und der Lohnzurückhaltung
im Allgemeinen völlig flach.
Das ist eine grossartige Situation, wie Dorman
beschreibt, um Überschüsse im Aussenhandel zu erzielen. Aber Deutschlands
Überschuss ist das Defizit der Peripherie. Die Deutschen konnten damit wegen
der Zuflüsse wie verrückt sparen. Zugleich ist es aber der Abfluss, der die
Peripherie-Länder zwingt, Kredit im Kern der Euro-Zone aufzunehmen, d.h. sich
zu verschulden.
Es
gibt aber eine dritte Möglichkeit, die sich jeder ausdenken kann, der sich in
Sachen Wirtschaft etwas auskennt, was von Sinn und Valentinyi jedoch nicht
erwähnt wird: Deutschland könnte die Konjunktur ankurbeln (reflate), durch eine expansive Fiskalpolitik, um die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage wiederzubeleben, z.B. durch mehr Importe aus
den Defizit-Ländern. Deutschland könnte Löhne erhöhen und zulassen, dass seine
Preisvorteile gegenüber der Peripherie abgebaut werden, legt Dorman nahe und
betont, dass es gar nicht darum geht, Deutschlands Performance zu reduzieren.
Man hört aus Deutschland
das Argument, dass es, wenn die anderen das Rennen verlieren, keinen Grund
gibt, dass man auch bremsen muss. Deutschland soll weiterhin seine
Institutionen für Investitionen, Innovation und die Ausbildung der Fertigkeiten
der Arbeitnehmer verbessern. Es gibt keinen Grund, die Produktivität
zurückzufahren. Aber der Punkt ist, dass all die Verbesserungen sich daran
orientieren sollen, den Lebensstandard zu erhöhen, nicht einen
nicht-nachhaltigen Überschuss aufzubauen, wo die Kunden (Peripherie) am Schluss
mit Geld-borgen ihren Weg ins Elend ebnen.
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